Zuweisungen sollte man etwas vorsichtiger sein, als es in der gegenwärtigen
Hochkonjunktur des Wiener Porzellans noch hie und da geschieht. Es
kommt so häufig vor, daß mit
großer Sicherheit erfolgte Be-
stimmungen, für die es gar keinen
Beleg, nur vage Vermutungen
der Akademie der bildenden Künste (welcher
in der Nacht vom 3x. Dezember r8o7 auf den
i. Januar r8o8 zu Wien starb), war im
Jahre r755 daselbst geboren. Er wurde von
seinem Vater, einem sehr geschickten Galan-
terie-Arbeiter, frühzeitig der Kunst gewidmet.
In seinem neunten Jahre (NB. Im Akademie-
protokoll Nr. 2 7 wird als Eintrittsdatum der
zg. August 1767, also das zwölfte Lebensjahr
Grassis angegeben) fing er an, die Akademie zu
besuchen und sich im Zeichnen zu üben. Die
Fertigkeit des Knaben gefiel dem damahligen
Professor der Bildhauerkunsr. dem berühmten
Messerschmidt, so sehr, daß er ihn in seinem
dreyzehnten Jahre zu sich nahm, und durch
sechs Jahre unterrichtete.
Durch den k. k. Hofrath und Kammer-
zahlmeister von Mayer war er dern rühmlich
bekannten Hofstatuar Bayer, welchem damahls
die Verfertigung der Kunstarbeiten in dem
Hofgarten zu Schönbrunn aufgetragen war,
empfohlen worden. Mit diesem ging er nach
Tyml. und arbeitete an den Modellen zu den
Statuen, die in den dortigen Steinbrüchen
angefangen, und hier vollendet worden sind.
Nach seiner Zurückkunft lernte ihn
der Fürst von Dietrichstein bey dem Director
Hagenauer kennen, und empfahl ihn dem
Hofrathe von Keßler, welcher zu dieser Zeit die
Oberleitung der k. k. Manufakturen hatte, und
ihn im Jahre r778 bey derPorcellan-Manufaktur
als Mndellirer anstellte.
Im Jahre r784 erhielt er die Stelle des
damahls verstorbenen Modellmeisters dieser
Manufaktur (NB. Gemeint ist Niedermayer) und
hatte nun bey der einJahr vorher eingetretenen
neuen Direction. und der durch sie bewirkten
vortheilhaften Umstaltung derManufaktur viel-
fältige Gelegenheit, ihr durch sein Kunsttalent
Ehre und Nutzen zu verschaffen.
Seine ausgezeichneten Arbeiten erreg-
ten bald die Aufmerksamkeit der hiesigen
Akademie der bildenden Künste. Sie nahm
ihn im Jahre 1790 zu ihrem wirklichen Mit-
gliede auf.
[Mir Sehnsucht hatte dieser Künstler
als Jüngling schon nach dem Lande hinge-
blickt, welches durch seinen klassischen Bo-
den und die vielen Ueberbleibsel griechischer
und römischer Kunstwerke als die Wiege der
heutigen Kunstbildung zu betrachten war. In
seinem siehzehnten Jahre, als eben einige
Schüler der hiesigen Kunstakademie nach
Rom abgesendet werden Seite", faßte e, den Kaiserin Maria Theresia. Porzellan. Wien, um 1775