Alf]
Besprechung eines Stickerei-
buchs jener Tage berufen, worin
zwar hauptsächlich von „Linon-
Stickereien" die Rede ist, der
folgende Satz aber auch weiter-
gehende Bedeutung hat; es heißt
da: „Die grellen Farbenzusam-
mensetzungen sind zur Freude
des geübten Sinnes fast ganz ab-
gekommen . . . Am meisten liebt
man die einfachen Zusammen-
setzungen (en camayeu) . . Pi Und
wenn wir oben von Vielfarbigkeit
sprachen, so meinten wir nicht
Starkfarbigkeit. Gerade das Ne-
beneinandersetzen vieler kleiner
Farbiiächen bricht die Kraft jeder
einzelnen.
Die Vorliebe für Kameen
ist schon seit den Achtziger-
jahren des XVIII. Jahrhunderts
zu bemerken, wurden damals
doch auch Wedgewood-Kameen
für alles Mögliche angewendet,
für Geräte ebenso wie für per-
sönlichen Schmuck; diese Vor-
liebe erhält sich aber noch weit
in das XIX. Jahrhundert hinein.
Bei dem großen Stücke
(Seite 245) finden wir in dem
Rund einen Jüngling mit Ähren-
Abb. 3. Wandbespannung, gestickt, Höhe 4 Meter, Breite
2x14 Meter (hieven noch zweites gleiches Stück)
bündel (IP), einen Schild zur Seite, und eine weibliche Gestalt mit Kranz
(vielleicht Bacchus bei Demeter in Eleusis), in dem oberen Medaillon sehen
wir dann einen Bacchus mit Löwen (Panther?) Im Zusammenhang damit
mag der, dem Gott des Weines gewidmete, Altar stehen, der unten einen
Hauptteil der Fläche einnimmt.
Das auf Seite 246 abgebildete Stück zeigt dagegen im Runde den in
den Wolken thronenden Zeus (mit Blitzbündel und mit Adler zur Seite)
und oben eine unter dem Namen der Amorettenhändlerin bekannte Dar-
stellungßk?" Merkwürdigerweise wiederholt sich diese Darstellung auf allen
Stücken mit Ausnahme des einen bereits beschriebenen (Abb. 1).
4' „journnl des Luxus und der Mode", herausgegeben von Bertuch, Weimar rHoI, Seite 46 ff.
Bemerkenswert ist. daß hier auch die CheniHe als beliebtes „neueres Material" angeführt wird.
" Auch "Wer kauft Liebesgölter" genannt.