Artur Paunzen ist mehr Zeichner-Illustrator. Ihn reizt das Groteske und die Karikatur,
E. T. A. Hoffmann (Der goldene Topf), dann wieder Verhöhnungen politischer und
sozialer Bösewichte. Was den Augenblick bewegt, und was hinter den Masken des Alltags
an tieferen, oft grausigen Mächten am Werke ist, sucht er hervor und will es bannen.
Vieles gelingt ihm.
ÜNSTSALQN HELLER: URIEL BIRNBAUM. Ein bishernoch unbekannter
Name. Ein ganz junges Talent, das zu einem verwöhnten Publikum mit naiver und
unbekümmerter Überzeugung spricht.
Zeichnungen zum Buche Daniel, Illustrationen zu E. A. Poe, Porträtköpfe. Die letzten
noch von außen beeinflußt, die ersten ganz von innen heraus mit reicher Phantasie
geschaffen. Die grotesken Darstellungen der Visionen Poes sind Äußerungen einer auf das
Schauerliche und Packende gerichteten Phantasie, die nicht immer ganz von den Ausdrucks-
mitteln persönlichen Gebrauch zu machen weiß.
In den Federzeichnungen mit farbigen Tinten, die dem Propheten Daniel folgen, sind
ganz eigene und besondere Qualitäten zu finden. Hier sind alle Anlehnungen abgestreift,
alle Türen der Phantasie geöffnet, die reichlich strömt, sich auswirkt. In das quadratische
beschränkte Bildfeld sind mit ornamentalem Geschmack in einer ganz eigenartigen Strich-
führung mit dem bescheidenen Material der spitzen Feder und farbiger Tinten merkwürdig
reiche Szenen gebannt. Nur soviel, als die Phantasie benötigt, um feste Form zu erhalten,
und genug, um fesselnd, gehaltvoll zu wirken, gibt uns das Dargestellte.
Wenn es einer solchen Begabung gelingt, voll auszureifen und die Gefahren des
Lebens zu überwinden. dann kann der heimischen Kunst ein starker Gewinn erwachsen.
ACHLASS FRIEDRICH VQN AMERLINGS. DieWidmung des Erträgnisses
aus der Versteigerung von Amerlings Nachlaß hat für die Künstlerschaft Wiens eine
bleibende Bedeutung. Der hohe Betrag, den nun die Genossenschaft bildender Künstler
Wiens zu verwalten haben wird, kann segensreiche Folgen für unser Kunstleben zeitigen;
er ist zu einem verhängnisvollen Zeitpunkt in günstigster Weise der notleidenden Künstler-
schaft freigemacht worden.
Das k. k. Versteigerungsamt hatte diesmal eine sehr dankbare Arbeit zu leisten. Alles,
was in den Schauräumen des Dorotheums zu sehen war, fand günstige und willige Auf-
nahme, freigebige und eifrige Käufer.
Es war manches Stück von erheblichem Wert darunter, das kunstgewerblichen
Sammlungen zur Zierde gereichen kann, wie namentlich Mobiliar von oberitalienischer und
süddeutscher Herkunft. Die Begeisterung für die Renaissancezeit, welche die Makart-Periode
kennzeichnet, spiegelt sich auch in den Erwerbungen Amerlings, dem vorwiegend der
reiche plastische Schmuck, die Patina edeln Materials, die lebendige malerischeErscheinung
wertvoll war. Naturgemäß hat dabei weniger der Kunstwert vom Sammlerstandpunkt die
ausschlaggebende Rolle gespielt. So war vielen Stücken jener bestrickende Reiz der farbigen
und dekorativen Wirkung eigen, die oft nur geschickten Kombinationen verschiedener
Einzelheiten, jener geschmackvollen Aufmachung zu danken ist, die aus der Pflege des
malerischen Innenraums hervorwuchs. Einige gute Selbstporträte und Studien Amerlings,
ferner Bilder, Handzeichnungen alter Meister, Waffen und Musikinstrumente vervoll-
ständigten die Stimmung, die durch den prunkvollen Rahmen der alten Einrichtungsstücke
gegeben war. Die Schaustellung machte für kurze Zeit wieder einen Einblick in den
künstlerischen Apparat einer vergangenen Periode lebendig, die zu den Glanzzeiten des
Wiener Kunstlebens zählt. Italienische Bronzen und deutsche Silberarbeiten, italienische
Fayencen und deutsches Steinzeug, Schweizer Scheiben und deutsche I-Iinterglasmalereien,
Uhren, Anhänger, Beinarbeiten, kurz das mannigfaltigste und so reizvolle Material des
kunstgewerblichen Kleinbetriebes war auf vielen Gebieten durch gute Stücke vertreten,
wenn es auch nicht immer ganz hervorragende waren. Wie sehr heute der Wert solcher