wurde erst in den letzten Jahren als Strigelangesprochen." Aber in der
Literatur war es schon seit Christian von Mechels Zeiten bekannt, der diesem
angeblich Dürerschen Werke, das damals noch ein Glanzstück der gräfiich
Friesschen Galerie in Wien bildete, in Meusels „Museum für Künstler und
für Kunstliebhaber" im Jahre 1788 eine ausführliche Beschreibung gewidmet
hat?" Als die Friessche Sammlung im Jahre 1824 unter den Hammer kam,
verschwand der „Tod der Maria" aus Wien und es hieß später, er sei nach
England verkauft wordenfi" Es war dies in der Tat kein leeres Gerücht,
denn wie mir Herr Kunsthändler Friedrich Schwarz in Wien freundlichst
mitteilte, wurde das Bild im Jahre 1896 von ihm auf einer Auktion bei
Christie and Woods in London käuflich erworben und im November 1897
an Dr. Wilhelm Bode für das Straßburger Museum überlassen.
Als Ersatz für das so lange verschollene Original galt der Kunstforschung
bis in die neueste Zeit eine Kopie des XVII. Jahrhunderts in der Bildergalerie
des Stiftes Klosterneuburg (Abb. 6), auf welcher anstatt des Kaisers und des
Bischofs Slatkonia der heilige Leopold und der Klosterneuburger Propst
Andreas Mosmüller (1616 bis 1629) zu sehen sindj- Sie befand sich, bevor sie
als Geschenk des regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein im
Jahre 1890 in den Besitz des Stiftes gelangtej-i- auf dem Liechtensteinschen
Schlosse Seebenstein (Niederösterreich), wo sie Josef FeilH-f im Jahre 1855
sah und als eine späte, für den Klosterneuburger Propst Mosmüller
"i Vgl. Julius Elias in „Kunst und Künstler", Jahrgang IX (191 1), pag. 446 (daselbst auch zum erstenmal
eine Abbildung des Gemäldes); Baldass, 1. c., pag. 276, und Weizinger, l. c., pag. 143. Die Autorschaft Strigels
ist heute allgemein anerkannt. Läßt sie sich auch nicht urkundlich erweisen, so kann sie doch vom stilkritischen
Standpunkte aus als gesichert gelten. Man vergleiche nur zum Beispiel die Straßburger Tafel mit dem „Tode
Mariä" auf dem Schussenrieder Altar im Berliner Museum (siehe Abb. 5), wo die Figur des Heilands und einzelne
Apostelgestalten ganz ähnliche, zum Teil derb bäuerliche Zlige aufweisen. Über den Schussenrieder Altar siehe
Weizinger, l. c., pag. 126, und Posse, Beschreibender Katalog der Gemäldegalerie des Kaiser-Friedrieh-Museums
(Berlin, Bard 1911), z. Abteilung, pag. 45, Nr.6o6 c. Vischer, l. c., pag. 47, bat den Scbussenrieder Altar auf
Grund einer auf einem der Flügel (Nr. 506 B) befindlichen Jahreszahl mit 1515 datiert. Gegenwärtig ist aber
diese Jahreszahl nicht mehr zu sehen.
"t Museum für Künstler und für Kunstliebhaber oder Fortsetzung der Miscellaneen artistischen Inhalts,
herausgegeben von Johann Georg Meusel, Vl. Stück (Mannheim 17GB), pag.24ff.: „Beschreibung eines der
merkwürdigsten Gemälde von Albrecht Dürer vom Jahre 1518; welches unter der Vorstellung der sterbenden
Mutter Gottes eine Menge interessanter Porträte, nämlich Kaiser Maximilian, seine Gemahlin Maria von Burgund,
und seinen Sohn Philipp l. König in Spanien, nebst mehreren ihnen zugethanen Personen, unter dem Bilde der
Aposteln dargestellet." Eine Zusammenstellung der älteren Literatur über dieses Gemälde gibt Theodor von
Frimmel in seinen „Mittheilungen über die Gemäldesammlungen von Alt-Wien" im 26. Bande der Berichte und
Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien (1890) auf pag. 96. Vgl. auch Aschbach, Geschichte der Wiener
Universität, Band II. pag. 10g (Anmerkung).
f" Vgl. Feil in den Berichten und Mittheilungen des Alterthurns-Vereines zu Wien, Band 1(1856), pag. 1 88,
Anmerkung I, und Ilg, ebenda. Band XXVI (1890), pag. 106; über die Geschichte der Friesschen Gemälde-
sammlung, die hauptsächlich in den drei ersten Zimmern des ersten Stockwerkes des Friesschen Palais am
Josephsplatze untergebracht war, siehe neuestens Theodor von Frimmel, Lexikon der Wiener Gemälde-
sammlungen, Buchstabe A bis F, München, Georg Müller, 1913, pag. 4085.; über unser Bild vgl. namentlich
Pas- 416. 419. 410. 438-
1'- Vgl. über diese Kopie Drexler-List, Tafelbilder aus dern Museum des Stiftes Klosterneuburg,
Wien, F. Schenk (o. J.), Tafel XXX (Text dazu pag. 13 f.); A. llg, Urkundlicbes zur Kunstgeschichte das Stiftes
Klosterneuburg unter Propst Andreas Mosmüller (1616 bis 162g), in den Berichten und Mittheilungen des Alter-
thums-Vereines zu Wien. Jahrgang XXVI (1890), pag. 106 H.
H- Monatsblatt des AJtertbums-Vereines zu Wien, Band lll (1896), pag. 61.
H1- Josef Feil, Andeutungen über Seebenstein im Jahre 1855. in: Berichte und Mittheilungen des Alter-
thums-Vereines zu Wien, I. Band (1856), pag. 188.