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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

Wenn man den Angaben der Hellerschen Dürer-Biographie, die auch 
von der „sterbenden Maria" der gräflich Friesschen Galerie zu Wien Notiz 
nimmtf" trauen kann, so war auf diesem Gemälde, und zwar in dem offenen 
Gebetbuche, das Slatkonia in Händen hält, noch im Jahre 1822 „in der Mitte 
der Schrif " die Bezeichnung „A. D. 1518" zu lesen. Mechel dagegen_in allen 
anderen Punkten Hellers Gewährsmann - will die Buchstaben A. D. in der 
bekannten Monogrammform Ei gesehen haben und gründet darauf sowohl 
die Zuschreibung des Bildes an Dürer als. auch die Datierung 1518. Heute 
ist davon nur noch ein Teil des H zu sehen, das Übrige wurde im Laufe 
der Jahrhunderte verwischt oder absichtlich entfernt, was immerhin zu 
bedauern ist, da uns dadurch die Möglichkeit genommen wird, nachzuprüfen, 
ob dort wirklich einmal das Dürersche Monogramm stand, das Ilg" berech- 
tigterweise für eine Fälschung erklärte. Denn wären entsprechend Hellers 
Worten an der fraglichen Stelle die Buchstaben A. D. und die Zahl 1518 zu 
sehen gewesen, so hätte man die Inschrift unbedenklich für authentisch halten 
können, weil sie dann nicht als Dürers Anfangsbuchstaben, sondern ganz 
einfach als eine Abkürzung für A(nno) D(omini) 1518 hätte gedeutet werden 
können, eine Angabe, deren Richtigkeit durch die folgende Darstellung 
noch bestätigt werden soll. 
Mechel hat in seiner oben erwähnten Beschreibung des Gemäldes seiner 
Phantasie etwas allzusehr die Zügel schießen lassen und fast in allen darauf 
befindlichen Figuren Porträts von Zeitgenossen erblicken wollen. Nachdem er 
den knienden Bischof auf Grund des Wappens und der Verse in einwandfreier 
Weise mit dem Wiener Bischof Georg Slatkonia identifiziert hatte, erklärte, 
er den „neben ihm knienden eifrig betenden Mann" als den kaiserlichen 
Hofhistoriographen Johann Stabius, den „hinter ihm gebeugt stehenden 
würdigen Alten" als den Kaiser Maximilian I., die „sterbende Maria" als des 
Kaisers erste Gemahlin Maria von Burgund und den „die Wachskerze reichen- 
den Johannes" als deren Sohn Philipp den Schönen. „Nicht minder", fährt 
er dann fort, „sind auch alle die übrigen Köpfe der das Bette umgebenden 
Figuren Porträte, von denen bisher nur noch der berühmte Geschichts- 
schreiber Johann Cuspinian, Maximilians Vertrauter, unter dem Bilde des 
kahlköpiigen Alten, der zur linken mitten unter den andern hervorragt und 
mit ausgedehnt gefaltenen Händen sehr eifrig bethet, zu entziffern möglich 
war." Feil hat sich diesem Deutungsversuch im Prinzip angeschlossen, nur 
wollte er außerdem noch in dem Manne mit dem Weihrauchfaß den früh 
verstorbenen Erzherzog Franz und in dem betenden Alten statt Cuspinian 
lieber den Erzherzog Sigismund von Tirol sehen. Ilg hat dann die Richtigkeit 
dieser Behauptungen aufs entschiedenste bestritten und, da er nur die 
"' Das Leben und die Werke Albrecht Dilrers von Joseph Heller, II. Band (Leipzig 1831), pag. 261 f. 
i" Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien, Band XXVI (1890), pag. 108. Anfangs 
vertrat auch Ilg Dürers Autorschaft, wie sein Artikel „Ueber den Besteller eines Dürefschen Gemäldes" in den 
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, XV. Jahrgang 
(1870), pag. XVlll 6., beweist, worin er die Behauptung aufstellte, das Gemälde sei 1518 von Dürer für Slatkonia 
in Augsburg gemalt worden.
	        
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