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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

bestimmt, wurde Georg Slatkonia - der Name ist slovenisch und bedeutet 
ungefähr soviel wie „Goldpferd" (zlato : Gold, konj : Pferd) - dank seinen 
hervorragenden musikalischen Fähigkeiten schon früh in die kaiserliche 
Hofkapelle aufgenommen, wo er bereits 1495 als „Caplan und Cantor des 
Königs" genanntwird. 1498 ist er Hofkapellrneister, 1506 designierter Bischof 
von Pedena, am 12. November 1513 erfolgt seine Konsekration zum Bischof 
von Wien. 1515 zeichnete ihn Maximilian durch die Ernennung zum kaiser- 
lichen Rat aus, was etwa der heutigen Geheimen-Rats-Würde entspricht. 
Auch wandte er ihm im Laufe derjahre eine Menge landesfürstlicher Patronate 
zu, wodurch Georgs Einkünfte eine wesentliche Steigerung erfuhren, da das 
Wiener Bistum damals noch nicht viel abwarf. In den letzten Lebensjahren 
von zunehmender Kränklichkeit geplagt, starb Slatkonia am 26. April 1522, 
nachdem er noch selbst für einen prächtigen Grabstein Sorge getragen, der 
nach seinem Tode im Stephansdom in Wien enthüllt wurde und bis heute 
unversehrt erhalten ist." Nicht nur einer der besten Musiker seiner Zeit, war 
Bischof Georg auch ein eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft, 
besaß selbst eine namhafte Bibliothek samt einem schönen Exlibris" (siehe 
Abb. 7) und trug aus eigenen Mitteln mancherlei zur künstlerischen Aus- 
schmückung der ihm unterstehenden Gotteshäuser bei. Als Bischof von 
Wien erbaute er ein neues bischöfliches Palais, spendete schon 1513 für 
die St. Stephanskirche einen Brictius-Altar und übergab überdies noch knapp 
vor seinem Tode dem Domkapitel einen Betrag von 500 Gulden rheinisch 
zur Errichtung einer Wochenmeßstiftung, und zwar sollte diese Messe, wie 
es in der betreffenden Urkunde vorn 19. Juli 1521 heißtfi" jeden Montag 
„auf dem newen Altar, so der offtgenannt herr Bischoue in vnnser lieben 
Frawen abseitten von newem erpawen vnd in den Eren der heiligen 
martrer Nicephori Primi vnd Feliciani selbs geweicht bey seiner begreb- 
nus daselbs", durch einen Domkaplan gelesen werden. Die Kenntnis dieser 
Altarstiftung ist für uns deshalb von Wert, weil sie von vornherein die 
ziemlich naheliegende Vermutung ausschließt, der Strigelsche „Tod der 
Maria" könnte mit Rücksicht auf den Stifter etwa für den Wiener Stephans- 
dom bestimmt gewesen sein. Denn wir erfahren ja aus jener Urkunde 
ausdrücklich, daß Slatkonia für die genannte Kirche einen Altar gestiftet hat, 
der den Märtyrern Nicephorus Primus und Felician geweiht war, also für 
einen „Tod Mariä" keinen Platz bot. Darum müssen wir den Bestimmungsort 
unseres Gemäldes anderswo suchen und ich glaube auch die Stätte 
gefunden zu haben, zu deren Schmuck das fragliche Bild nach dem Willen 
" Eine Abbildung des Grabsteines bringt Mantuani, l. c., pag 384, Tafel X111. 
u Das hier zum erstenmal veröffentlichte Exlibris Slatkonia: findet sich in den lnkunabeln 7A4, 1oA4 
und 17A: der Wiener Hofbibliothek, und zwar nicht in der sonst üblichen Weise an der Innenseite des Deckels 
eingeklebt, sondern direkt von der Platte am Vorsatzblatte abgedruckt. Die Entstehungszeit dieses wahrscheinlich 
von einem oberdeutschen Künstler herrührenden Biieherzeiehens fällt zwischen 1505 und 1513, da Slatkonia 
darauf noch als Bischof von Pedena bezeichnet ist. 
ü" Die Originalurkunde, nach welcher ich die obige Stelle zitiere, beündet sich im fiirsterzbischliflichen 
Diözesanarchiv in Wien. Vgl. dazu Kopallik, Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien, 2. Band (Wien 1894), 
pag. z, Regest Nr. 16, und Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abteilung, IV. Band (Wien 1901), pag. 105, 
Regest 3950.
	        
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