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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 8 und 9)

Zurückhaltung bewahrten, die ein Kennzeichen guten Geschmacks bildet. Sicherlich ist 
der Umstand, daß die den Abteilungen zugeteilten Kräfte an Ort und Stelle wirken können 
und genaue Kenntnis der räumlichen Verhältnisse erlangen. ebensosehr ein großer Vorteil, 
wie anderseits der Umstand wichtig ist, daß auch die Durchführung der Arbeiten durch die 
militärische Organisation in einwandfreier Weise gesichert wird. 
Anschließend an diese beiden Abteilungen ist die Gruppe des Bauwesens ausgebreitet, 
die inhaltlich viel Interessantes bietet und gut angeordnet ist. 
Man kann hier erkennen, daß auch in den umfangreichen Hochbauten, welche im 
Gefolge des Krieges entstanden _ durch diesen hervorgerufen - ein künstlerischer Einiluß 
zur Geltung kommen konnte. Bei Bauanlagen der Luftfahrtruppen und auch in Lagerbauten 
kam die Mitwirkung von Kräften zur Geltung, die bewiesen, daß auch einer Spitalsküche, 
einer Luftschifferkaserne, einem Gotteshaus für Gefangenenlager jene Form gegeben 
werden kann, die ausdrucksvoll, zweckvoll und geschmackvoll zugleich wirkt. 
Wenn solche Einflüsse zumeist nur glücklichemZusammentreiTen günstigerUmstände 
zu danken sind, so bilden sie doch eine so ermunternde und belebende Tatsache, daß 
sie hervorgehoben zu werden verdient. 
Daß auch bei beschränkter Zeit, mit einfachen Mitteln bauliche Aufgaben gut gelöst 
werden können, beweist nicht nur der architektonische Aufbau der Ausstellung selbst, 
sondern auch der Inhalt an vielen Stellen. Es haben so nicht bloß Zeichner und Maler, 
sondern auch Architekten Gelegenheit gefunden, ihre Kunst jenen Problemen zuzuwenden, 
die der Krieg geschaffen hat. 
KLEINE NACHRICHTEN Sie 
RUNDFORMEN DER KUNSTANSCHAÜUNG. Das Interesse des 
zeitgenössischen Publikums an den Werken der bildenden Künste ist mit den 
Jahren zusehends gestiegen. Neugründungen von Museen und Kunstsalons, wechselnde 
periodische Ausstellungen, auch eine unserm zunehmenden materiellen Wohlstand 
entsprechende private Sammeltätigkeit von Gemälden und Bildhauerarbeiten, sodann 
Kunstbücher und aeitschriften mit trefflichen Druckwiedergaben, nicht zuletzt die 
vielerlei unterrichtenden Vorträge mit dem Lichtbilderapparat bezeugen diese weit inter- 
essierte ästhetischeAufnahmefähigkeit einer kunstbegeisterten Menge. Andererseits hat 
sich das Schaffen der Künstler selbst nicht nur unendlich vervielfältigt und über manche, 
frühem Zeiten noch als „unkünstlerisch" oder „außerkünstlerisch" geltende Gebiete schnell 
ausgebreitet - man denke besonders an das reiche Betätigungsfeld der modernen Nutz- 
künste -, sondern vor allem auch sich stetig vertieft und in seinen sich selbst gestellten 
Aufgaben verfeinert und verinnerlicht. In einer raschen, in sich selbst jedoch begründeten 
Entwicklung lösten die jeweiligen ästhetischen Probleme der bildenden Kunst sich ab: Das 
Stadium des Naturalismus wich der impressionistischen Verfeinerung und Empfindungs- 
Steigerung, bis auch dieser psychologisch auflösende Impressionismus seine Zielsetzung 
und die Umkehr seiner eigenen Werte in einer wieder mehr zusammenfassenden, monu- 
mental aufbauenden Gestaltungsweise fand, die man, im Gegensatz zu der impressio- 
nistischen „EindrucksWKunst, die Kunst des „Ausdrucks", den Expressionismus, nennt. 
Bei solcher Fülle des auf den Betrachtenden eindringenden Kunstmaterials und der 
in wechselnder Mannigfaltigkeit dem Schaffenden sich darbietenden Probleme erscheint es 
als Gebot intellektueller und energetischer Selbsterhaltung, sich die Grundtatsachen vor 
Augen zu führen, die den Aufbau und die wirkungsmäßige Lebensäußerung des optischen 
Kunstwerkes ausmachen. In einem vor kurzem erschienenen Werk „Kunstgeschicht- 
liche GrundbegriHe. Das Problem der Stilentwicklung in der neueren Kunst" (F. Brück- 
mann A.-G. München) hat ein Meister der kunstpsychologischen Betrachtungsweise, zu- 
gleich ein Kunstschriftsteller von hohem Rang, Heinrich Wölfflin, in fünf gegensätzlichen 
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