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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 10)

In beiden Künstlern zeigt sich die wachsende Kraft, die aus starken Eindrücken 
Nahrung holt. Beide wollen nicht Kriegsbilder malen, sondern nur Einzelnes, Geschautes 
oder Gefühltes niederschreiben. Darum sind ihre Leistungen fesselnd und eindrucksvoll. 
jeder gibt das, was von seinem Auge und von seiner Hand beherrscht wird. Darum sind 
beide Auffassungen nach ihrem Wesen so verschieden. 
OLLEKTIVAUSSTELLUNG LUDWIG HESSHAIMER. Der Kunst- 
salon Halm 8: Goldmann bietet eine zweite Übersicht der Arbeiten Ludwig Hess- 
hairners. Diesmal sind es Kriegsbilder aus Mazedonien und Albanien, welche von dem 
gewandten Stift des Majors niedergeschrieben wurden. Immer kräftiger wird seine Art, 
die eigene Beobachtung mitzuteilen, immer breiter der Strich. 
Ursprünglich waren es vorwiegend Kriegshandlungen, die er mit spitzigem Stift in 
feinstem und doch oft so abgekürztem, Süchtig festhaltendern Notizencharakter aufzu- 
zeichnen wußte. Nun bietet er auch durchgebildete, gründlich beobachtete Studien, die auf 
den malerischen Orient, der an den Grenzen unserer Monarchie beginnt, mit Liebe ein- 
gehen. Viele leichte, farbig getonte, mehr aber noch kräftige Bleistiftskizzen eindringlicher 
Art schildern Land und Leute, die Baukunst und das Leben und Treiben, das der kriege- 
rischen wie das der alltäglichen bürgerlichen Welt. 
Der feine Beobachter und liebevolle Schilderer, der geübte Erzähler vermittelt dem 
Hinterlande eine Welt voll Unruhe und Erregung, voll Zerstörung und doch wieder auch 
einzelne friedvolle Raststunden. Er besitzt jenes Interesse für das Einzelne, für das 
Gegenständliche, welches viel mitzuteilen weiß, ohne daß die Haltung des Ganzen, der 
Zusammenschluß leidet. 
KLEINE NACHRICHTEN  
I-IJEHRBUCH DER GRAVIERKUNSW VON MAXIMILIAN HÜBENER. 
In eleganter Ausstattung, mit gutem Druck und reichem Illustrationsmaterial hat der 
Fachlehrer einer städtischen l-Iandwerkerschule in Berlin Maximilian Hübener ein Buch 
über die Gravierkunst herausgegeben. Die gründlichen und ausführlichen Unterweisungen 
erstrecken sich auch auf Nachbargebiete der Metalltechnik und der Schmuckbehandlung 
und sind, soweit sie sich auf technische Angelegenheiten beziehen, auch von vielen nütz- 
lichen und anschaulichen Abbildungen begleitet. ' 
Leider hat der Verfasser über den Rahmen seines Gegenstandes weit hinausgegriHen 
und ihm fremdere Gebiete einbezogen, wie Stilbetrachtungen, Ornamentik, Schriftkunde, 
die eine gefestigte künstlerische Anschauung fordern. Hier versagt das Urteil und die 
Leistung, welche sonst von einem Lehrbuch der Gravierkunst gar nicht zu fordern wären. 
Werden aber Tafeln rnit Beispielen von ornamentalen und schriftkünstlerischen Lösungen 
geboten, dann müßten diese heute wohl ganz anders aussehen; werden grundlegende 
Fragen der künstlerischen Entwicklung unserer Zeit aufgeworfen, dann dürften sie wohl 
kaum in einer so ungeklärten Form berührt werden. Das Festhalten an bestimmten 
Stilformen, das Ausgehen vom historischen Ornament oder von einzelnen Buch- 
stabenkonstruktionen sind wohl längst überwundene Standpunkte. Freut also einer- 
seits die gründliche Erörterung einer Technik, eines Handwerks, seines Werkzeugs 
und Materials, so muß anderseits die formale Unfreiheit bedauert werden, welche bei 
der Anwendung des Werkgerätes und den Werkzielen hervortreten. Die vorzügliche 
Ausstattung und das weitgesteckte Ziel fordern höheren Maßstab gegenüber dem Gehalt 
des Gebotenen. H. F. 
4 Verlag Wilhelm Diebener, Leipzig, 1916.
	        
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