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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 11 und 12)

auszugehen, nämlich vom Künstlerischen. Natürlich kann aber nur der 
gute Entwürfe machen, der eine klare Vorstellung von der technischen 
Durchführung hat und der an vorhandenen Stücken sein Auge genügend 
geschult hat; denn nur der wird wissen, was die Technik zweckmäßiger- 
weise erreichen kann und wo umgekehrt technische Eigentümlichkeiten 
zu besonderen Wirkungen Gelegenheit bieten. Dazu sollen ja auch die 
Sammlungen des Museums hauptsächlich dienen, und das soll auch ein 
Hauptzweck dieses Aufsatzes sein. 
Alles, war wir hier gebracht haben, kann ja nur eine Anleitung sein 
zum eigenen Studium der Dinge selbst. 
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4! 
Die Arbeiten der Wiener Kunstgewerbeschule, von denen wir einiges 
hier abbilden (Abb. 126 bis 132), sind zum Teil auf Stoff gemalt, zum Teil mit 
Modeln gedruckt, zum Teil auch gestickt; doch sind diese Techniken 
anscheinend nicht immer als die endgültigen gedacht, sondern in einigen 
Fällen wohl nur als Mittel, sich gewisse Vorstellungen klarer zu machen, 
als es beim bloßen Gebrauch von Papier und Farbe möglich wäre. Manches 
mag ja in Stickerei und Modeldruck seine endgültige Lösung finden; manches 
wird aber vielleicht erst in der Hand eines geübten Webetechnikers zur 
Vollkommenheit gelangen, oder es wird ihn wenigstens anzuregen imstande 
sein. Jedenfalls sind verschiedene glückliche Gedanken zu finden, die dem 
anmutigen und freien Wesen des Bandes entsprechen. Denn es wäre 
natürlich sehr verfehlt, von dem Bande immer Monumentalität und Strenge 
zu verlangen, wie sie etwa kirchlichen Borten entsprechen; auch bei 
'den alten Erzeugnissen hat man sich oft gerne freier gegeben. Ja, wir 
können sagen, daß gerade die Zeiten, die _das ihrem ganzen Wesen 
nach am ehesten getan haben, zu den Blütezeiten, wie der Weberei 
im allgemeinen, so insbesondere der Bandweberei gehören. So hat die 
Rokokozeit mit ihren Nachklängen und die erste Hälfte des XIX. Jahr- 
hunderts vielleicht überhaupt das Eigenartigste auf dem Gebiete des 
Bandes geschaffen. 
Freiheit und Beweglichkeit, eine gewisse Flatterhaftigkeit, wenn das 
Wort hier erlaubt ist, gehören zum Wesen des Bandes; vielleicht dürfen 
wir auch sagen, sie scheiden das Band von der Borte. Denn dieser ist immer 
mehr das Kennzeichen des Abschließenden oder Trennenden und darum 
größere Ruhe eigen. Wir konnten in unseren Betrachtungen aber beide Arten, 
Band und Borte, nicht scharf voneinander trennen, denn sowohl technisch 
als künstlerisch gehen sie vielfach ineinander über. Das hindert aber nicht, 
daß sie in ihrer vollen Entwicklung doch entschieden auseinanderstreben. 
Man wird dies deutlich empfinden, wenn man die von uns gegebenen 
Darstellungen überblickt. . 4 
Die neue Kunst wird jedenfalls auf richtiger Fährte sein, wenn sie das 
Anmutvolle und Bewegliche, das dem Bande eigen sein kann, zum Ausdrucke
	        
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