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Zwar versuchte man öffters, dieser Manufactur einen Anfang zu geben,
und ließe mit nicht geringen Unkösten einige Mühl-Stühle verfertigen; Ja
allererst vor Vier jahren erklärte sich der I-Iof-posamentirer Jauner, diese
Fabrique mit Beyhülf des Niederlags-Verwandten Fachini in die Voll-
kommenheit zu bringen, wann ihme anderst ein Privilegium privativum
auf . . . ]ahr"' wegen der erforderlichen großen Unkösten ertheilet werden
wolte. '
Man willfahrte ihme hierinnen in der zuversichtlichen Hoffnung, daß
er seinem Versprechen ein satsames genügen leisten, und man also durch
solchen Weeg das Ziel erreichen würde.
Es zeiget aber die leidige Erfahrung, daß seine
Bänder allenhalben mangelhaft _ anbey zu theuer -
folgbar unverkäufflich seyen, auch eben derohalben der
Niederläger Fachini sothane Fabrique nicht mehr zu
unterstüzen gedenke, und da es dem Jauner an Mitteln
gebricht, selbe in Kurzem nothwendig zerfallen müsse.
Alles dieses entspringet sichtbarlich daher, weilen
es an einem geschickten, und des Werks aus dem Grund
verständigen Maister bis anhero ermanglet hat, als ohne
welchem auch keine tüchtigen gesellen aus der (Schweiz
zu überkommen seynd; Nunmehro aber hat sich ein
derley virtuoser Meister Marcus von Kämel (l), welcher
die große Fabriquen in der Schweiz dirigiret, und sodann
in dem Marggraf Baadischen Gebieth zu Lorach eine
eigene kleine Fabrique angeleget hat, bey der Vorder-
'Abb.5x. „Flammirtes Oesterreichischen Repraesentation gemeldet, und, wie
iutksliäizig; es der Anschluss weiset, dahin erbothen, daß Er sothane
Aus u" Mestrozischen Fabrique mit gewissen Bedingnüssen anhero übertragen-
Smmsfsi Mi2:;:1')'i'hi- und entweder mit anderen interessirten, oder auch ohne
denenselben weiters fortführen wolle; Da nun die
Vorder-Oesterreichische Repraesentation die eigentliche Umstände dieses von
Kämel durch den Cameral-Rentmeister von Reinfelden untersuchen lassen,
und besag Anschlusses ihme das Zeugnüß einer guten Conduite, vieler Fähig-
keit, und eine unverdrossenen Fleißes beyleget, fande man vor räthlich,
selben auf Unkösten des Commercien-Fondi anhero kommen zu lassen . . ."
Wegen der Mittel und Wege, die man zu befolgen habe, wird dann auf
das beiliegende Promemoria des Schweizers hingewiesen, von dem wir noch
sprechen werden. Der Commercien-Rat ist von der Richtigkeit des Dargelegten
überzeugt und berichtet, daß „ein bemittelter Negotiant" sich schon bereit
erklärt habe, „mit einem beträchtlichen Capital theilnehmen zu wollen, wann
Er, Käme], die werktätige Prob seines Vorgehens abgelegt haben wird".
Känel, das ist offenbar der richtige Name, war, wie wir aus anderen
Urkunden erfahren, aus Reichenbach im Kanton Bern gebürtig, lernte zehn
' Zwischen auf und jahr leerer Raum für ein oder zwei Ziffern.