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dem jahre 1783i ein Gesuch erhalten um Aufschub der Exekution wegen
des noch immer vorhandenen alten Känelschen Schuldrestes, worauf der
Kaiser den Nachlaß der Schuld selbst anordnet." Im Jahre 1784 bittet
Johann Michael Sanguin dann, die von ihm erzeugten Bandwaren mit einem
eigenen Stempel bezeichnen zu dürfen; er muß also noch eine Fabrik be-
sessen haben. "m" Im Jahre 1803 finden wir endlich unter den Wiener Band-
fabriken auch die der „Witwe Sanguin" verzeichnet.
Wir haben früher auch schon von einer Verbindung des Händlers
Paul (Paolo) Facchini mit Jahner gehört. Facchini hatte sich mit Jahner
verbunden, als diesem das „Privilegium privativum" auf die „Fabricierung
deren Schweizer Band-Sorten" gewährt worden war; als die Herstellung
aber freigegeben wurde, trennte er sich von ihm und errichtete eine eigene
Fabrik mit 24 Stühlen für Schweizer Band und mit ungefähr 80 Stühlen „für
Sammet und EsfofesW-l-
Aus einem Akte des Jahres 1771 erfahren wir dann, daß „Lutz und
Comp." die Facchinische Fabrik übernehmen wollten, daß sie aber davon
abstanden, weil die Allerhöchste Entschließung nicht ihrem Vorschlag ent-
sprechend ausgefallen seixH „Lutz und Comp." wollen jedoch ihre bereits
seit dem Jahre 1768 im Betrieb befindliche Fabrik weiterführen. TH-
gesuche der Witwe Känels (erledigt am 25. April 1780; bei Fräulein Pimmer) unterzeichnet sich diese „Anna
Rosina Sanguin vormahls ver Ehligte gewesene v. Kaenel Seiden Band Fubricantin auf der Wieden bey der
Kugel Nr. 71".
Eine amtliche Pfändungsdrohung (wegen der alten Känelschen Schuld) vom Juli 1783 (ebenda) ist
gerichtet an „Frau Anna Rosina verwittibt geweste von Känel anjetzo verehelicbte Sanguin auf der Wieden
gegen der Favoriten Linie Nr. 19".
Früher (um 1777) unterzeichnet Sanguin den Entwurf eines „Alleruntertbänigsten Pro Memoriu"
,. . . . Band Fabricant zu Matzleinsdorff bey St. Florian Nr. 2 in der Stadt Florentz".
4' 70 ex Octobri 783.
H 76 ex Dec. 783.
i": 50 ex Nov. 784.
1' 95 ex Novembri 76g.
H- 3 ex Aprili 771.
H-f 30 ex Febr. 771.- Ein Bericht des Commerz-Consesses an die Kaiserin führt in das Gründungsjahr der
Fabrik zurilck ; es heißt da, daß der Niederlagsverwatidte Johann Lutz um Begünstigungen bei Errichtung einer
„Schweizer Seidenband-Fabrik" angesucht habe (Commerz-Consess, Session5, Nr. 22).Erwolle sie in einer Wiener
Vorstadt errichten. Es möge den aus der Schweiz berufenen Werkleuten Religionsfreiheit, Erleichterung bei
der Einfuhr von Material und Maschinen und anderem zugesichert werden, was dann auch von der Kaiserin
größtenteils genehmigt wird. Der Direktor Jakob Wust kommt aus Lindau, der Werkmeister aus Zossingen
bei den Arbeitern ist meist Bern und das Basler Gebiet angegeben.
Wir hören dann auch, daß Lutz mit einem der besten Bandfahrikanten aus der Schweiz in Verbindung
getreten sei (8 ex Aug. 769); wie wir später vernehmen, ist dies Christoph lselin (17 ex Junio 793). Das
Consilium Ccmmercialis Aulice äußert sich hierzu: „Es ist hieraus vergnüglich zu entnehmen, daß auch
auswärtige vermögliche Handelsleute durch die blühende Aufnahme hiesiger Manufacturen und Fabricken
schon angeeifert werden, an solchen Mit-Antheil zu nehmen, und zur ansehnlichen Erweiterung derselben
beyzutragen."
lm Jahre 1771 will Lutz auch zehn Stühle filr Sarntbiinder aufstellen (140 ex Aprili 771; auch 31
ex sept. 778), wozu einer seiner Leute nach der Schweiz reisen soll. Wegen Verlängerung seines Privilegs für
1o Jahre siehe 49 und 5a ex Junio 1779. Im Jahre 1789 erhielt die Fabrik das „förmliche Lanrlesfabriksprivi-
legium" (8 ex Nov. 178g). Die Fabrik hatte damals 6B Müblstilhle in Gang und erzeugte jährlich filr etwa 95.000 H.
„gute Waren" und beschäftigte 118 Menschen.
Im Jahre 1793 (17 ex Junio 1793, vgl. 4 ex Sept. 1793) ist von den Lutzischen Erben die Rede, die ihre
Fabrik dem lselin abtreten wollen; doch hat rnan dagegen Bedenken, solange lselin in Basel ansässig und dort
als Bandfabrikant tätig sei und sein Vermögen dort habe. Tatsächlich übersiedelt lselin noch im selben Jahre