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Volltext: Monatszeitschrift XIX (1916 / Heft 11 und 12)

Wie in der ganzen europäischen Seidenindustrie ist (vom maurischen 
Spanien abgesehen) auch in der Seidenbandweberei Italien vorangegangen. 
Später trat hier auch Frankreich hervor. Aus Frankreich geflüchtete Huge- 
notten waren es dann vor allem, durch die die Seiden- und Bandweberei 
nach Holland verpflanzt und die, früher immerhin nur bescheidene, eng- 
lische Seidenweberei zu höherer Entwicklung gebracht wurde. In Holland 
war dieser Industrie allerdings nur eine kurze Blüte beschieden; schon 
im ersten Viertel des XVIII. Jahrhunderts geriet sie in Verfall. Inzwischen 
war aber Krefeld mächtig hervorgetreten, wo in der zweiten Hälfte des, 
XVII. Jahrhunderts rnennonitische Flüchtlinge aus Holland die Begründer 
der gewaltigen, bis heute dauernden, Weltindustrie geworden waren. So 
zeigt sich bereits ein merkwürdiger Zusammenhang der Entwicklung mit 
scheinbar ganz fernliegenden Dingen. 
Einen besonderen Weg von Italien her fand die Bandweberei nach der 
Schweiz, wo sich aber auch Einflüsse vom Westen her geltend machten. 
Bei der Wichtigkeit der schweizerischen Industrie für Österreich werden 
wir hierauf noch näher eingehen müssen. 
Auch von der deutschen Borten- und Bandweberei, die unter anderm 
in Köln, Nürnberg, Augsburg, Hanau, Straßburg, Hamburg, Annaberg und 
in dem bereits erwähnten Krefeld ihre Hauptsitze hatte, werden wir noch 
gelegentlich zu sprechen haben. 
Ehe wir aber auf eine eigentliche geschichtliche Betrachtung dieses 
ganzen kunstgewerblichen Zweiges eingehen können, ist es nötig, ganz rasch 
einen Blick auf die technische Herstellung der alten Bänder zu werfen. 
Selbstverständlich kann es sich hier nicht um eine eingehendere Betrachtung 
handeln, die ohne zahlreiche Bilder, ja Modelle, auch kaum möglich wäre, 
sondern nur um den Hinweis auf einige Hauptpunkte. 
Zu den ältesten Vorrichtungen zum Weben von Borten gehören, soweit 
sie für die von uns behandelte Zeit noch in Betracht kommen, die sogenannten 
' Nach Bartsch, a. a. 0.. z. Abteilung, Seite rqr 5.: Nr. B: „BandbörtePh Nr. 82 „TapezierbörteW. Nr. 83 
"Tresse". Nr. 84 „Renforclz oder Hut-Band mit aufgeschweiiter [aus der Kette gearbeiteter] Figur". („Dieses 
Band wird, weil es sehr schmal und leicht ist, auf der Bandrnühle erzeugt") Nr. 85 „Uhrband, broschirt". 
(„Dieses Band, so schmal es ist, kann wegen der broschirten Figur nicht auf der Bandmüble, sondern muß jeder- 
zeit auf dem Handstuhl, mittelstjacquard-Maschine, erzeugt werden") Nr. 85 „Halbseiden-Band" („ . . . ist von 
allen Bändern der leichteste" Artikel). Nr. B7 „Wagen-Borten im Atlaßgrund". Gehört zu den schwersten. Nr. 88 
„Livree-Borten, mit broschirten Grund". Nr. 89 "Damen Leibhinden, aus dem zweischilssigen Gms de (auf aus. 
gehoben". „Eingezogen wird wie bei Brillamine" (siehe Kunst und Kunsthandwerk 19:5, Seite 397). Nr. 90 
„Damen-Leibbinden, mit aufgeschweifter Figur". Nr. 9x "Ausgebohenes Atlasband" (NB. Unterschrift: „pinx 
Bartsch Aloys"). Nr. g: „Plaschbznd, rnit Gaße- und Atlaßstreifen". Nr. 93 Felbais-Band in Gare, mit ein. 
rechtig aufgelegten Curoläe-(Spiegel-)Streifen. „Alle bis hierher beschriebenen Bänder, mit Ausnahme der 
Muster Nro. 84 und 86, können nicht auf der Bandrnühle. sondern müssen absolut auf dem Bandhandsluhl 
gemacht werden." Nr. 94 „Flammenband" [Kettendruck]. Nr. 95 "Puräge-Band". Nr. 96 „Doppel- oder zwei- 
recbtiges Atlaßband". Nr. 97 "Gace-(Dünntuchband) mit aufgeschweifter Figur". Nr. 98 „Gms de [auf-Band 
mit aufgeschweifter Figur". Nr. gg „Gepreßtes Atlaßband" ("das leichteste aus allen Bändern". „Das Dessin 
wird, nachdem das Band appretirt ist, darauf gepresst"). Nr. roo „Gros de tour-Band mit eingezogenem Öhrl". 
„NB. Dieses Band kann wegen dem Einziehen des Endfadens nicht auf der Bandmühle gemacht werden." 
Über die Patronen zu all diesen Bändern siehe a. a. 0., z. Abteilung, Seite 270 H. Über die Bandbreiten 
die „Band-Tabelle" nach Seite 305. .
	        
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