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Hundertfache, übertraf; Hauptabsatzgebiete waren die nichtösterreichischen
Teile Italiens und die Türkei. Wir dürfen also auch wohl für die, in jene
Gruppe einbegriffenen, Bandwaren eine bedeutende Ausfuhr annehmen.
Von den Posamentiererwaren, die, wie gesagt, auch
Bänder umfaßten, heißt es?" „Diese Waaren sind bei der
Einfuhr außer Handel gesetzt. Die bedeutenden Mengen
der Ausfuhr zeigen, daß das Gewerbe auf einer festen
Grundlage steht, wenn gleich anderer Seits die geringe
Einfuhr dem noch bestehenden Prohibitiv-Systeme
zugeschrieben werden muß. Die meisten derlei Waaren
gelangen nach Österreich über Süddeutschland; die bedeu-
tendste Ausfuhr erfolgt nach der Türkei, über Triest und
nach den Zollvereinsländern." Doch scheint es sich hier
hauptsächlich um Goldborten, Goldschnüre und Ähnliches
gehandelt zu haben; immerhin muß man auf die Beherr-
schung mindestens des österreichischen Gebietes auch in
Posamentiererbändern schließen.
Die hohe Entwicklung der österreichischen Band-
weberei zwingt uns also anzunehmen, daß die meisten
kunstvolleren Bänder, die sich heute noch in unseren
Ländern vorfinden und aus stilistischen Gründen in jene
Zeiten versetzt werden müssen, wo diese hohe Entwick-
lung bereits erreicht war, tatsächlich auch österreichischer
Herkunft sind.
Doch scheint aus den oben angeführten Daten die
zunächst befremdliche Erscheinung hervorzugehen, daß
wenigstens in früherer Zeit gerade die großen Fabriken
nicht immer das künstlerisch Hervorragendste geschaffen
haben, da sie sich mehr auf die gangbarsten Artikel
warfen, wobei außer Güte des Materials und Preis-
würdigkeit hauptsächlich die Wahl der Farbe und
Ähnliches entscheidend war. Auch der ganz kleine Er-
zeuger wird künstlerisch keine Bedeutung gehabt haben,
da ihm meistens wohl die Mittel zu neuen und reicheren
ü A. a. 0., Seite 524, Anmerkung.
'" lst als gewöhnliches Gewebe hergestellt, doch so, daß das Band, von dem
noch eine Webekame erhalten ist, der Breite nach läuft und die Musterung durch die
Seidenschüsse hergestellt ist, die hier in der Richtung von oben nach unten erscheinen.
Oben wiederholt sich noch einmal Napoleon und der sitzende Krieger, dann die
Trophäe, diese aber gestürzt. Das äußerste Ende der einen Trophäe fehlt; die andere
zeigt die Webekante.
Abb. x24. Hslbseidenband, um 18r3. Lichtgriiner Grund mit Rosa, Rot und Violett
und etwas Schwarz und schwarzer Baumwollkette. i" (Eigentum des Herrn
Dr. Albert Figdor)