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ALTERE OSTASIATISCHE GEWEBE _I_M
K. K. OSTERREICHISCHEN MUSEUM FUR
KUNST UND INDUSTRIE 50 VON MORIZ
DREGER-WIEN 54b
IE Ausstellung älterer japanischer Kunstwerke, die zu
Beginn dieses Jahres im k. k. Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie stattgefunden
hat, gab dem Museum Gelegenheit, eine Reihe
hervorragender alter japanischer Farbenholz-
schnitte und alter ostasiatischer Stoffmuster zu
erwerben; es soll hier nur auf diese in Kürze
hingewiesen werden. Sie waren von dem heute
noch als Geographen hochgeschätzten Philipp
Franz von Siebold schon zu einer Zeit ge-
sammelt worden, als das Land für Fremde
noch fast unzugänglich war. Baron Siebolds Erlebnisse klingen heute wie
ein Roman, in dem selbst eine Einkerkerung nicht fehlt. Jedenfalls war in den
Jahren von 1823 bis 1865, in die Siebolds Reisen fallen, für den Fremden, der
den Zauberkreis einmal durchbrochen hatte, noch manches zu finden, was
heute in dem von Engländern und Amerikanern so vielfach aufgesuchten
Lande für Fremde kaum mehr zu erlangen ist; auch war damals die
Versuchung zur Täuschung, die jeder lebhaftere Fremdenverkehr mit sich
bringt, gewiß noch geringer.
Doch soll uns dies nicht verhindern, auch hier den Versuch zu machen,
nur mit beglaubigten Tatsachen zu rechnen. Es ist heute für uns natürlich
nicht möglich, ein nur einigermaßen genaues Bild der Entwicklung der Textil-
kunst Ostasiens zu geben; vielleicht ist dies selbst dem Ostasiaten noch unmög-
lich. Wir dürfen ja nicht übersehen, daß wir sogar, was unsere eigene Textil-
kunst betrifft, über die ersten Versuche noch kaum hinausgekommen sind.
Was uns in dem sonst so wertvollen Werke, das von der Pariser Welt-
ausstellungskommission vom Jahre 1900 herausgegeben wurde, gerade
über Textilkunst geboten wird, ist leider nur sehr wenig; immerhin muß
man sich bei der allgemeinen Betrachtung darauf stützen?!
Die Anfänge der japanischen Brokatweberei scheinen - und zwar offen-
bar unter fremdem EinHusse - in das dritte Viertel des V. Jahrhundertes
unserer Zeitrechnung zu fallen; einige Zeit darauf ist uns bereits die
Berufung chinesischer Weber gesichert. Besondere Fortschritte machte die
Weberei unter Kaiser Ten-tschi (668-671 n. Chr.); die Erzeugnisse dieser
"' „Histoire de Part du Japon publie par la commission imperiale du Japan ä Pexposition de Paris xgno."
(Paris s. a.) - Der Kürze wegen soll das Werk später nur unter dem Namen Hayashis angeführt werden, unter
dessen Leitung es herausgegeben wurde. Von Justus Brinckmanns so ausgezeichneter Arbeit „Kunst und
Handwerk in Japan" (Berlin 188g) enthält der allein erschienene erste Band unser Gebiet nicht. Auch
sind Brinckmanns Absichten in dieser Arbeit ja weniger geschichtliche; er ist vielmehr bestrebt, die japanische
Kunst in ihrer Gesamtheit der europäischen gegenüber zu stellen.
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