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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 4)

Man ist der mechanischen Glattheit 
und Ebenmäßigkeit der Farbe, die so 
lange das Ideal des „Kenners" und den 
Ehrgeiz des geschäftsmäßigen Töpfers 
bildete, ebenso überdrüssig geworden wie 
der naturalistischen Bemalung des Por- 
zellans mit bunten Blumen und Figuren 
im Geschmack von Sevres und Meißen. 
Derartiges gehörte doch einer anderen 
Epoche an, einer Epoche überfeinerten, 
gezierten und gekünstelten Lebens. Um 
das richtige Wesen der Töpferei zu er- 
kennen, mußte man sich dem Orient zu- 
wenden. In Persien, in Japan und in China 
verstanden es die keramischen Künstler, 
das Äußerste an Wirkung aus Töpfererde 
und Glasur zu ziehen und die angewandte 
Dekoration dem Material anzupassen. 
Der herrliche matte Kupfer-, Silber- und 
Goldglanz der persischen und mauri- 
schen Töpfereien, die juwelenartige Far- 
benpracht und zweckgemäße Stilisierung 
der Bemalung des chinesischen Porzel- _. 
lans und die so sorgfältig ausgedachte, 
aber doch scheinbar dem Zufall über- 
lassene Unregelmäßigkeit der Glasur und Ausstellung von Goldschmiedearbeiten in 
der Form der frühen japanischen Steirk Breslau, 1905. Meßkelch von Ignatz Rieger 
. . . . (KaLNr. 580) 
gutware sind m Europa nie erreicht wor- 
den und in England zum mindesten ist man erst in den letzten Jahren zur 
Erkenntnis der unendlichen Überlegenheit dieser Kunsterzeugnisse des fernen 
Ostens gelangt. Und während in den Kunstauktionen bei Christie und ander- 
wärts das Porzellan von Sevres, sowie die alten Erzeugnisse von Worcester, 
Derby, Chelsea, Bristol, Coalport, Swansea und andern berühmten englischen 
Fabriken des XVIII. und frühen XIX. Jahrhunderts, noch staunenswerte 
Preise erzielt, hat sich die schaffende Kunst von der damals befolgten 
Richtung abgewendet und neue Pfade eingeschlagen, Pfade, die unver- 
kennbar nach dem fernen Osten führen. 
Da waren denn im ersten Saale der Arts and Crafts-Ausstellung zwei 
Schaukästen gefüllt mit auserwählten Stücken der „Lancastrian Pottery" der 
Firma Pilkingtons, aus denen mit einem Male zu ersehen war, daß den 
Forschungen und Experimenten der Brüder William und Joseph Burton von 
den lange verloren geglaubtenFarben- undGlasurgeheimnissen der asiatischen 
Töpfer nichts verborgen geblieben ist. Da waren Farben von unglaublicher 
Schönheit und Wirkung zu sehen, von der Glut der tropischen Pflanzenwelt, 
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