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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 2)

schufen genügende Klarheit dar- 
über. In kürzester Zeit wurden 
Krankheitserreger aller Art, welche 
der Wirkung von hohen und nie- 
deren Temperaturen, der Wirkung 
von Säuren und so weiter wider- 
standen, durch Besonnung ver- 
nichtet. Deshalb sonnt auch der 
Landbewohner seine Betten, seine 
Wäsche. _ Die Nordseite derHaus- 
anlage ist zumeist fensterlos, die 
Westseite stets durch besondere 
Schutzvorrichtungen, Verschinde- V l  . 
lung oder Bretterverschalung gegen - 51g. 1h! 3' 
Wetterschlag geschützt. Unterkel- 
lert ist bloß der Raum unter den 
"' Der berühmte Münchener Hygieniker pla- 
cierte auf dern Boden eines Glastellers, in Gelatine. 
dem besten Nährboden für Bakterien aller Art, Kul- 
turen verschiedener Krankheitserreger, Cholera, 
Typhus und andere Bazillen. Darüber legte er eine 
undurchsichtige Schicht schwarzen Papiers, aus 
welcher die Worte: Cholera, Typhus u. s. w. heraus- 
geschnitten waren. Nachdem die Gelatinesehicht 
eine gleichmäßige Bevölkerung durch Spaltpilze auf- 
wies, wurde das ganze senkrechter Sonnenbestrah- 
lung ausgesetzt und nach Ablauf einer Stunde wieder 
entfernt. Die Stellen, wo das Sonnenlicht durch die 
herausgeschnittenen Buchstaben direkt auf die Ba- 
zillenkulturen wirkte, wiesen nicht einen einzigen 
Krankheitserreger mehr auf. Die von dem dunklen 
Papier bedeckten Stellen dagegen, welche vor der 
Lichtwirkung gesichert waren, zeigten nicht bloß 
den ursprünglichen, sondern einen wesentlich ver- 
mehrten Bestand an solchen Organismen auf. Schla- 
gender kann die Wichtigkeit der Sonnenbestrahlung 
für Wohnräume nicht nachgewiesen werden. Übri- 
gens sagt schon ein uraltes italienisches Sprichwort: 
„Dove non entra il sole, entra il medico." Provacinis 
Experimente mit Kloakenwasser ergaben ebenso 
schlagende Resultate. Plehn teilt in der „Deutschen 
Medizinischen Wochenschrift" Fälle von äußerst 
schweren Schußverletzungen mit, die Soldaten der 
Deutschen Afrikakolonien durch Eingebcrene zu- 
gefügt wurden.Die stark eitemden Wunden heilten, 
ahne daß ärztliche Hilfe gleich zur Stelle war, außer- 
ordentlich rasch, so rasch sogar, daß die Verletzten 
schon nach drei Wochen - das ist doch gewiß die anerkennenswerteste Wirkung der äquatorialen Sonne - 
„wieder Parademarsch machen konnten". Wenn unsere jungen Architekten einen leisen Begriff vom Wesen 
der Lichttherapie hätten, so würde in Zukunft mancher Plan vielleicht etwas zweckentsprechender ausfallen 
als bisher. Freilich tritt auch in Bezug auf die Lichtquellen der Wohnungen rnanchenorts die Gesetzgebung in 
direkt schädigender Weise durch die „Fenstersteuer" in den Weg. Sie ist kurz gesagt, ein Unsinn. 
r! 
 
Das Goldschmied-Haus in Bezau
	        
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