Wappen (ein längsgeteilter Schild, der links einen halben Adler und rechts
Schrägbalken enthältl") und zu deren beiden Seiten die Buchstaben M"
und H" angebracht sind.""""' Der nach oben zu etwas enger werdende
Mantel ist in drei trapezförmige Felder eingeteilt, in deren Mitten sich von
Rollwerk umgebene und von Ranken und Blättern beseitete Rundmedaillons
befinden, welche die allegorischen Gestalten der Arithmetikpl- Dialektik-H-
und Rhetorik 1-1-1- umschließen. Über diesen Figuren sind je zwei einander
nicht gleichende Vögel angebracht, während unter der Arithmetik, die den
Arm auf eine in großen lateinischen Buchstaben die Inschrift MELICI-IOR
HORCHAMER tragende Tafel stützt, zwei Löwen, unter der Dialektik
zwei Seepferde, über deren Rücken schmale Decken liegen, und unter der
Rhetorik zwei Seeweibchen ersichtlich sind, deren Köpfe Baretts bedecken
und deren Fischschwänze sich ineinander schlingen. Der durch lang-
gezogene vertikale Buckel, die durch Riemenwerk umrahmt sind, gleichfalls
in drei Abteilungen geschiedene Deckel zeigt drei Maskarons (Menschen-
köpfe), unter denen ausgezackte Tücher hängen und sich je zwei auf langen
Hörnern blasende Putten befinden.
Die angeführten drei allegorischen Darstellungen des Horchaimer-
Kruges entsprechen offenbar den Verkörperungen der Arithmetik, der
Dialektik und der Rhetorik auf dem Rande der bekannten Temperantia-
Schüssel. W Ob erstere dem von Francois Briotlli- in der Zeit um 1585 bis
etwa gegen 1590 geschaffenen Original "i- oder der x61! von Caspar Ender-
lein 1"" gefertigten, Abweichungen aufweisenden Kopie"? dieses berühmtesten
Werkes des Edelzinngusses entnommen sind, läßt sich nicht feststellen, da
sie sich nicht als sklavische Nachbildungen, sondern als ziemlich freie
Wiederholungen erweisen. Eine genaue Wiedergabe war schon deshalb
ausgeschlossen, weil die in Rede stehenden Figuren und die sie umgebenden
Gegenstände und Landschaften auf jenen Schüsseln in ovale, auf unserem
Krug aber in runde Felder eingeordnet sind. Letzterer Umstand brachte es
mit sich, daß die einzelnen Teile der im allgemeinen einander sehr ähnlichen
Kompositionen näher zusammengerückt wurden.
Möglich ist es auch, daß weder die Briot-Platte noch die Enderlein-
Schüssel als Muster gedient hat, sondern daß mit Reliefs der Arithmetik,
der Dialektik und der Rhetorik geschmückte Plaketten als Vorbilder
genommen worden sind. Derartige in der Regel als „Goldschmiedemodelle"
' Links und rechts vom Besehauer aus.
'" M links und H rechts vom Beschauer aus.
"" Dieser Stempel ist die Nürnberger Marke für das „feine" Zinn (im Gegensatz zu dem "zehnteiligen"
Zinn, das nur mit dem Nürnberger Wappen, zwischen dessen Schrägbalken sich ein „BeigemerW [lnitialem
Sterne, Punkte und ähnliches] befand, abgestempelt wurde). Näheres bei Demiani a. a. 0. Seite 59.
1' Unterschrift: „ARITMETIQVAW
11' Unterschrift: „(IIALECTICA" (Das D steht umgekehrt).
fH Unterschrift: „RHETORICAW
ff Näheres über die Temperantia-Schüssel und ihre verschiedenen Modelle siehe bei Derniani a. a. 0.
Seite r: B1, 4x E. und Tafel 1 bis 4.
"F"? Demiani. a. a. O. Seite r ff.
i" Demiani, . a. 0. Seite 3x H.