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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 4)

der reicheren „l-Ierrennatur", bekanntlich nicht sagen kann. Freilich hat Laszlo erst eine 
Spanne Zeit hinter sich. Zwei seiner Bildnisse sind in ihrer Art ersten Ranges. Das eine 
ist eine Porträtstudie der Gräfin Trani, blos das Gesicht ausgeführt, in merkwürdiger 
Intimität der sparsamen Linien und Töne. Das andere ein kleines Staatsporträt der Erb- 
prinzessin von Hohenzollern, in weissem Empirekleid und prächtigem Perlenschmuck, im 
übrigen auf Roth gestellt, mit rothem Vorhang als Hintergrund und aller Blüte der 
Gesundheit im jugendlichen Teint. Die unbewusste Majestät und das sympathische Etwas. 
das der Künstler in solchen Erscheinungen hervortreten lässt, gehören zu seiner Eigenart. 
Dabei ist auch seine Behandlung vornehm, er kennt keinen trivialen EiTect. Unter den 
Wiener Porträts sind die von Pochwalski die bedeutendsten. Sein Sitzbildnis des Herrn 
v. Madeyski, in Ministeruniform, ist von feinster Charakteristik und mit einem ruhigen. 
gediegenen Realismus durchgearbeitet, der als musterhaft gelten muss. Auch das Kniestück, 
das den Grafen Koziebrodzki im Nationalcostüm darstellt und vorigen Sommer in Paris 
sehr gewürdigt war, zeichnet sich durch diese Vorzüge aus. Der forschende, unaus- 
weichliche Blick, der den Beschauer zu durchschauen scheint, ist besonders eigenthümlich. 
Unter den Pastellen fällt ein grosses Porträt der Fürstin Metternich-Sandor, von Fröschl, 
auf; ganze Figur, weisse Toilette, sorgfältiges Studium. L'Allemand stellt den Grafen 
I-Iarrach im Toisonomat dar, ein nicht zu unterschätzendes Bild; Schmid, Temple, Probst 
und Andere bringen gute Bilder. Sehr Gutes findet sich unter den Wiener Landschaften. 
Darnaut hat seit drei Jahren stetig an Kraft der Farbe und Eindringlichkeit des Vortrages 
gewonnen, er steht heute wirklich ganz voran. August Schaeffer fährt fort, durch ein 
glänzendes Aufflammen seiner einst so gern gesehenen Kunst zu überraschen. Das Thema 
vom Vorfrühling im Wienerwalde taucht auch diesmal auf, und zwar in einem grossen 
Bilde, wo so ziemlich alle farbigen Feinheiten desselben erschöpft werden. Daneben aber 
gibt er ein neues Motiv, den Schafberg, der sich im Wolfgangsee spiegelt. Das Bild ist sehr 
originell und als leise, graue Symphonie, in der goldige Töne hin und wieder spielen, 
ungemein anziehend gegeben. Hudecek schlägt in seinen stumpfgrünen Landschaften mit 
nackten Figuren den Ton der Märchendämmerung mit Glück an, auch Tomec und Robert 
Russ haben Glück. Unter den Genremalern macht sich Isidor Kaufmann diesmal förmlich 
berühmt. Seine Poxträtstudien von polnischen Juden, in kleinem Format, erregen Bewun- 
derung durch die Gediegenheit der zeichnerischen und malerischen Durchführung. Er ist 
ein Van Eyck-Schüler in partibus. Paul joanowits dagegen ist diesmal seinen Montene- 
grinern und Bocchesen untreu, er gibt eine grosse mittelalterliche Scene: „Herzog 
Ferry IV. von Lothringen fuhrt Elisabeth von Habsburg heim"; Boutet de Monvel hat ihn 
sichtlich angeregt, aber er bringt trotz der lichten Farben einen Zug von gesunder Derbheit 
in die Scene. Im französischen Saale sieht man viele grosse Bilder beisammen, an denen 
man den Wandel der Zeiten und ihres Geschmackes deutlich verfolgen kann. Ein riesiger 
„Untergang Pompejis" von dem Spanier Ulpiano Checa, dessen rasender Barbareneinfall 
vor fünfzehn Jahren so bewundert wurde, ist heute ein kühler Attitüdenmaler. Als Gegen- 
füssler dient ihm das Riesenbild „Wachet und betet" des Ungarn Theodor Zemplenyi; 
eine l-Ieiligegrabscene in früherer Münchener Art, wo in Massen tiefer Dunkelheit künst- 
liches Licht über eine Menge Volksfiguren geleitet ist. Übrigens mit grossem Talent 
gemacht. Zwischen beiden lässt Albin Egger-Lienz in seiner Episode: „Das Kreuz" (1809) 
einen Haufen von Tirolem en face in das Publicum hereinbrechen, eine düstere, ruppige 
Masse, von der sich das vorangetragene bleiche Kreuz mit seinen Vergoldungen mystisch 
abhebt. Wie viel ursprünglicher muthet diese wilde Kraft an, obgleich ihr die Durch- 
arbeitung fehlt. Von demselben Künstler ist auch eine viel feinere, in der That auch 
coloristisch feine Scene: ,.Das heilige Grab" zu sehen, mit einem Kinde im weissen 
Hemdchen und einer Reihe farbiger Lampions. Im deutschen Saale breitet sich der „Verein 
Berliner Künstler" aus. Den Mittelpunkt bildet A. v. Werners höchst sachlich gegebene 
Ausfahrt Kaiser Wilhelms. Die anziehendsten Bilder sind hier die von Hugo Vogel, nament- 
lich eine grosse Scene mit einer in Volkstracht gekleideten jungen Mutter, die ihr Kindchen
	        
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