Riemerschmids Gläser zeigen nun in einigen Typen das allzuängstliche Bestreben,
Behrens'schen Einiiuss zu vermeiden. Er kommt dadurch auf die unglückliche Contrastidee,
statt des organischen Wachsthums die Scheidung der einzelnen Theile im Glas zu betonen.
Der Kelch spriesst nun nicht mehr aus dem Stengel auf, sondern er sitzt an ihm fest, und
ein Glasring bezeichnet die Stelle.
Nicht gefunden, bestechend natürlich, sondern mühsam spintisirt wirken andere
Formen, Stangen- und Röhrengläser in allen Grössen, die in ihrem unteren Theil eine
unmotivirte Urnschniirung zeigen.
Am besten sind noch die an Gefässe der Vergangenheit erinnernden Schalenbecher
oder Becherschalen, bei denen der Fuss gleichfalls ein Trinkgeschirr ist und Ober- und
Unterglas sich an ihrem Treffpunkt zu einer winzig dünnen Taille verengen.
Eine neue, höchst originelle und dabei sehr zweckmässige Spielart eines Wasch-
geschirrs sieht man gleichfalls bei Keller und Reiner. Decorative Waschgeschirre, die zu
modernen Schlafzimmereinrichtungen passen, sind nicht zu dicht gesät. Die Aufgabe lohnt
wohl nicht recht, da die einzig zweckästhetische Waschtoilette ja die mit eingelassenem
Becken und fliessendem Wasser ist. Wer nicht an der Quelle sitzt, und Kanne und
aufgebautes Becken braucht, der musste sich an die farbenfrischen, rusticalen, meist
gelbgrün abgesetzten englischen Geschirre halten, deren Genuss durch ihre Brüchigkeit
freilich arg getrübt ist. Kräftiger, massiver ist das Steingut von Finch in Borga (Finnland).
Üppiger, aber doch geschmackvoll wirkt das Waschtischgeräth aus mattem Kaiserzinn.
Durch seine Unzerbrechlichkeit garantirt es ausserdem eine dauernde Freude.
Gegen sie alle hat das neue Service von E. v. Egidy in München etwas voraus. Es
bricht mit der conventionellen Randform der Schüssel, die ihrem Zweck so gar nicht
entspricht. Hier ist sie dreieckig, mit breitgezogener, in den Ecken nach unten verlängerter
Basis. Sie entspricht so genau der Linie, die die seitwärts gestreckten Arme beim Waschen
zum Kopf bilden. Felix Poppenberg
MITTHEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 50'
USSTELLUNG VON ARBEITEN K. K. KUNSTGEWERBLICHER
FACHSCHÜLEN. Am Ostermontag, um 11 Uhr Vormittags, hat Seine Excellenz
der Herr Minister für Cultus und Unterricht Dr. Wilh. Ritter v. Hartel die vom Unterrichts-
ministerium im k. k. Österreichischen Museum veranstaltete Ausstellung von Arbeiten
k. k. kunstgewerblicher Fachschulen eröffnet. Der Minister wurde von dem Museums-
director Hofrath A. v. Scala und den übrigen Functionären der Anstalt empfangen und in
den Säulenhof geleitet, wo der Senior der Fachschulendirectoren, Director Rosmaäl aus
Wallachisch-Meseritsch den Minister mit folgender Ansprache begrüsste:
Euer Excellenz!
Die gegenwärtige Ausstellung bietet den Lehrkräften gewerblicher Fachschulen,
als deren Vertreter ich Euere Excellenz hiermit zu begrüssen die Ehre habe, will-
kommenen Anlass, um Euerer Excellenz und der hohen Unterrichtsverwaltung für die
im Interesse des gesammten gewerblichen Unterrichtswesens entfaltete Thätigkeit
und warme Fürsorge den ehrerbietigsten und ergebensten Dank abzustatten.
Durch zahlreiche Reformen, insbesondere durch Regelung der gesammten
Directiven für die Unterrichtsertheilung, die Verwaltung, die Pflege der Schulhygiene,
die disciplinare Behandlung der Schüler, dann durch allgemeine Einführung des
hochwichtigen Zeichnens, Malens und Modellirens nach Naturformen, durch
Anordnung von Stilisirübungen und durch viele andere, alle Lehrgebiete umfassende