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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Preise (Additionelle Ausstellung Nr. 5), officieller Ausstellungs-Bericht

Beiträge zur Gefchichte der Preife. 
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rung zufammengeftellt, und in drei Tafeln und einer Ueberfichtstafel zur Anfchau- 
ung gebracht.Ein fehr fchön gedrucktes Werk, Statiftique d’Egypte, vomMinifterium 
des Innern herausgegeben (Le Caire 1873), vervollftändigte und ergänzte diefe 
Daten in mannigfacher Beziehung. 
Faffen wir unfer Urtheil über diefe erfle Gruppe der additioneilen Ausftel- 
lung zufammen, fo kann nur mit Vergnügen conftatirt werden, dafs für die Preis- 
gefchichte eine ungeahnte Fülle von grofsentheils fehr fchönem und werthvollem 
Materiale, und zwar befonders von folchen Ländern geboten wurde, welche bisher 
durch bedauerlichen Mangel an zuverläffigen Preisdaten bekannt waren. Auch 
läfst fich nicht leugnen, dafs im Allgemeinen ein ganz gefunder, natürlicher Inftinkt 
und eine verftändige, zweckbewufste Behandlung die preisgefchichtlichen Quellen 
arbeiten leitete, obfchon wir es in der überwiegenden Mehrzahl mit Dilettanten 
oder wenigftens nicht mit ausgefprochenen Fachmännern zu thun hatten. Nur die 
aus der Unkenntnifs der Gefahr allzuleicht entfpringende Kühnheit in weiterer 
Verfolgung obenhin fich ergebender Refultate und in umgeftaltender, die Original 
angaben verwifchender Behandlung der Zahlen ift, theils als vergebliche Arbeit, 
theilsfogar zum Schaden derfelben auch hier nicht feiten aufgetreten. Da nun hoffent 
lich als Sicher angenommen werden kann, dafs das in fo grofsem Mafsftabe begon 
nene Werk einer fyftematifchen Ausbeutung unferer Archive und Regiflraturen für 
die preisgefchichtliche Forfchung rüftig fortgefetzt werde, und da die erfle Arbeit 
des Sammlers von Preisdaten meiftens folchen Männern zufallen wird, welche bei 
vollem Verftändniffe für den Werth der Preisgefchichte im Allgemeinen doch nicht 
allen Fortfehritten der Theorie und flatifbifchen Technik folgen können, fo dürfte 
es wohl hier am Platze fein, an der Hand der additioneilen Ausftellung einige 
Gefichtspunkte flüchtig zu bezeichnen, welche fleh uns auch, ein Refultat des 
Studiums der ausgeflellten Quellenwerke, als wichtig genug ergeben haben, um 
allgemein bekannt und bei künftigen Arbeiten von allen Seiten gleichmäfsig 
berückfichtigt zu werden. 
Vorerft mufs allenthalben für die Preisgefchichte gefammelt werden und 
zwar ohne Unterschied, ob Stadt oder Land, ob wichtiges oder minder wichtiges 
Verkehrsgebiet; auch mufs Alles gefammelt werden, was an zuverläffigen Preis 
angaben aufgefunden wird, nur dafs den wichtigeren Nahrungsmitteln und 
Gebrauchsgegenfländen in der Art ein Vorzug eingeräumt werden kann, dafs von 
ihnen auch zerftreute, vereinzelte Angaben ihren Werth behalten, während von 
Seltener auftretenden und wenig wichtigen Artikeln nur einigermafsen zusammen 
hängende und chronologifch ausgedehnte Angaben nie unberücksichtigt bleiben 
dürfen. Es gilt eben auch,hier, wie von allen exacten Einzeln- oder Maffenbeob- 
achtungen, es gibt ihrer nie genug und man weifs nie, ob fich noch beffere Zah 
len finden werden als die fleh eben darbietenden; auch find die Zwecke preis- 
gefchichtlicher Arbeiten fehrverfchieden, und wenn etwa auch der Nationalökonom 
mit Sicheren Zahlenreihen von den Haupt-Marktorten Sich begnügen könnte, fo wird 
doch der Culturhiftoriker auch auf Preisnotirungen vom Lande nicht gerne ver 
zichten; und es ift jedenfalls beffer, wenn die Auswahl von Fachmännern gefchieht, 
die ein vorliegendes Materiale für weitere Untersuchungen Sich zurecht machen, 
als von denen, die bei der Sammlung von Daten gar nicht im Stande find, die 
verschiedenen wiffenfchaftlichen Ziele in’s Auge zu faffen. Insbesondere darf fleh 
die erfle Sammlung auch nicht auf die amtlichen Daten befchränken; zuverläfflge 
Privataufzeichnungen über Marktpreife, wie Sie z. B. Schebek mit Ulr. Schöbek’s 
Specification über Weinpreife 1715 vorgelegt hat, und wie Sie in fo vielen Haus 
haltungen aus früheren Zeiten noch vorhanden fein dürften, find oft werthvoller 
und genauer für die Kenntnifs der Detail-Marktpreife eines Ortes als die amtlichen 
Ausweife, die nicht feiten an jener bureaukratifchen Unbehilflichkeit und doch auch 
wieder, bei aller Pedanterie, an jener nur fehr approximativen Genauigkeit leiden, 
welche amtliche Zahlenausweife' diefer Art von jeher und befonders in älteren 
Zeiten charakterifirt.
	        
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