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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 1 und 2)

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die urkundlich erhärtete Tatsache, daß im Jahre 1717 ein weiterer „Hof- 
glasschneider" johann Heinrich Gundlach in Cassel wirkte. Er war bis zu 
seinem Tode (x723) Pächter der Altrnündener Glashütte. Vielleicht war er 
ein naher Verwandter des älteren Franz Gundelach. So mag in dessen 
Werkstatt manches Glas auch von weniger geübter 
Gesellenhand dekoriert worden sein. Und wenn wir 
nun für den hessischen I-Iof gearbeitete Pokale finden, 
die unbedingt mit dem Gestaltungskreis Spiller- 
Gundelach zusammenhängen, aber nicht die hohe 
Qualität besitzen, die wir von jenen beiden gewohnt 
sind, so werden wir dabei an derartige Gesellen- 
arbeiten glauben dürfen. 
Von dem Rubinbecher mit dem bekrönten C L 
des Landgrafen Carl von Hessen (1670 bis 1730) im 
Casseler Museum (Abb. 4) habe ich gesagt, er sei 
„ersichtlich von einer anderen Hand geschnitten, viel- 
leicht von einem in Spillers Werkstatt ausgebildeten 
Gehilfen, dessen Stil uns aber nirgends wieder be- 
gegnet". Damals wußte man noch nichts von einer 
mit Spiller zusammenhängenden hessischen Glas- 
schneiderschule, jetzt wird man das Stück unbedenk- 
lich in die Werkstatt Franz Gundelachs in Cassel 
verweisen dürfen. Vielleicht darf man seiner eigenen 
Hand den kleinen Rubinhenkelbecher (Abb. 5) im 
Casseler Museum zuschreiben, bei dem Namenszug 
und Wappen desselben Landgrafen von Putten ge- 
halten werden, die völlig Spillerschen Charakter haben. 
Ferner besitzt das Casseler Museum einen statt- 
lichen, 40 Zentimeter hohen Rubinpokal (Abb. 6), 
der ebenfalls Wappen und Namenszug des Land- 
grafen Carl von Hessen trägt. Da dieser etwa 
zwischen 1715 und 1720 entstandene Pokal weder 
in der Eigenart des Schnittes noch in der sehr 
nüchternen Form der gestrichelten Akanthusblätter 
Analogien zu gesicherten Berliner Arbeiten aufweist, Abb-ß {lubinvßkal-Cßgse}. um 
wird man in ihm ebenfalls ein Werk der Casseler m5 ,ä:eu':;1äf;:f"ch's 
Glasschneiderschule erblicken dürfen. 
Daß es sich bei allen diesen Rubingläsern gleichfalls wieder um Roh- 
erzeugnisse der Potsdamer Hütte handelt, bedarf keiner Frage. 
Sicherlich werden sich mit der Zeit an diese kleine Gruppe hessischer 
Glasschnittwerke noch andere angliedern lassen. Besonders werden die 
öffentlichen und privaten Sammlungen des Landes selbst daraufhin durch- 
zusehen sein, ebenso wie es eine dankenswerte Aufgabe sein dürfte, der 
Persönlichkeit des Franz Gundelach archivalisch näher nachzuspüren. Daß
	        
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