57
bedeutendsten Erwerbung gerecht geworden. Von seinem Orpheus, der die
Eurydike ans Licht bringt, spricht Feuerbach im Laufe des Jahres 1868 des
öfteren mit großer Befriedigung in seinen Briefen an die Stiefmutter. Der
mächtigen, aber gehaltenen Vorwärtsbewegung des Sängers, dessen Blick
starr auf die ferne Lichtquelle gerichtet ist, stemmt sich der schwere, wie
schlaftrunkene Schritt Eurydikes, der das pulsierende Leben des Blutes erst
halb in die Wangen zurückgekehrt ist, entgegen. Kaum der Umwelt gewahr
werdend, läßt sie sich willenlos vom Gatten vorwärtsführen. Erst ihr erstes
Besinnen auf sich selbst, die Rückkehr bewußten Lebens wird das folgen-
schwere Umblicken des Orpheus verursachen. Die dünne, atembeklemmende
Luft des Hades umfließt die Gestalten. Nur langsam rieselt dünnes Tages-
licht von hoch oben über sie hinweg und dämpft die Farben der monumental
gefalteten Gewänder zu zartem Rosa und blassem Blaugrün. Ein gewaltiger
Gedanke hat hier ganz die ihm adäquate Form erhalten. Mit großem Geschick
ist das monumentale Werk so placiert worden, daß es von weitem durch
die Türöffnungen sichtbar wird und den Blick an sich zieht. Ihm zur Seite
hängt das von der kaiserlichen Galerie geliehene Selbstbildnis als Pendant zu
dem im selben Jahre 1871 entstandenen gleichgroßen Porträt der Stiefmutter.
Von dem andern großen Deutschrömer Hans von Marees wurde die lange
Jahre im Depot versteckte vortreffliche Porträtstudie des Wiener Malers
Cesar, die in der Münchner Zeit des Künstlers gemalt wurde, wieder auf-
gehängt. Von den großen deutschen Wirklichkeitsmalern konnte von dem
W. Trübner, Abgesessene Kürassiere
n: