lnterieur aus dem kaiserlichen Lustschlcß Hellbrunn
Mit der Erwähnung dieses jüngsten Fortschrittes der Bautechnik greifen
wir auf das zweite Gebiet der Deckenbildung über, das seit alten Zeiten mit
den größten Bauproblemen zusammenhing.
Die gewölbte Decke und ihr vollkommenster Ausdruck, die Kuppel, ist
die Begleiterscheinung der großzügigsten Baugesinnung und zugleich einer
Neigung zu phantasievoller Gestaltung. Sie schafft dem nach oben gerichteten
Blick die vertiefte Raumwirkung, die erweiterte Bildfläche, die zugleich ganz
der Erde entrückt scheint. Sie kommt dem mystischen Drang nach Lösung
der irdischen Fesseln entgegen. '
Während das Morgenland im Zusammenhang mit seinem größeren
Phantasiereichtum, seinen klimatischen Verhältnissen, seinen Traditionen
schon früher das Bogen- und Wölbesystem, den Kuppelbau besonders in
den Kultbauten entwickelte, hat das Abendland dort, wo eine sehr erfahrene
Technik das Überspannen weiter Räume mit Gewölben gestattete, wie im
Römischen Reiche, diese zuerst mehr bei profanen Aufgaben, bei Saalbauten
in Thermen, Triumphbogen usw. angewendet. Dabei entstanden glanz-
volle Lösungen, die wie die Pantheonkuppel zum Vorbild der größten