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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 3, 4 und 5)

geber des „Deutschen Kunstblattes" und später Lehrer der Kunstgeschichte an der Berliner 
Akademie) - wollte er es allenfalls übernehmen, zu den von Kugler fertiggestellten Ab- 
schnitten der Geschichte der Baukunst (Altertum und Mittelalter) einen Anhang, Renaissance 
und neuere Zeit in einer gedrängten Übersicht umfassend, zu liefern: „nur müßte man dem 
Publikum sagen dürfen, es sei ein Notwerk "ohne Ansprüche". Vom Handbuch müsse Lübke 
- damals Lehrer der Architekturgeschichte an der Bauakadernie in Berlin und Schüler 
Kuglers - den fehlenden Abschnitt, die Gotik, nachliefern; die moderne Kunst, schlägt er vor, 
wäre aus der zweitenAuflage etwas revidiert abzudrucken. Fände sich zur Revision durch- 
aus niemand, so wolle erauch diese übernehmen, doch müßte ein anderer die Illustrationen 
besorgen. Heyse gab sich damit nicht zufrieden, er hestürmte den Freund mit Bitten, sich 
die Sache noch zu überlegen. Aber Burckhardt bleibt in der Hauptsache unerschütterlich: 
„Mit allen Wünschen und Behaupten", antwortet er umgehend beinahe scharf, „kann man 
das Unmögliche nicht möglichmachen. Ich kann nicht statt 8 Stunden per Tag 16 Stunden 
arbeiten, bin überhaupt nicht gesonnen, aus irgend einem Grunde der Welt meine bis jetzt 
noch leidliche Gesundheit am Schreibtisch zu opfern, wie der arme Kugler getan hat. Ich 
kann ferner nicht die ersten Semester eines Amtes ( der Professur für allgemeine Geschichte 
an der Baseler Universität), von welchem mein ganzes künftiges Leben abhängt, mit einer 
anderen großen Hauptarbeit teilen. Man hat mich mit einer bedeutenden Besoldung (von 
Zürich) hieher berufen, um mich ganz zu haben und gerade jetzt, da ich in den größten 
Sorgen darob schwebe, wie ich diesen Intentionen irgend nachkommen soll, kommt lhr und 
verlangt eine große pressante Arbeit von mir! Denn pressant ist und bleibt sie. Hast Du 
diese Geschichte der Baukunst z; B. ein wenig studiert? Sieh Dir doch nur das Buch recht 
darauf an, nach welchen Principien und Dimensionen es gearbeitet ist. Dergleichen ,voll- 
endet' überhaupt niemand, wenn der Autor gestorben ist." Und er schließt: „Überhaupt 
bin ich kein Kind mehr und messe meine Kräfte. Es ist mir nun gar nicht leicht geworden, 
Dir dieses zu schreiben, aber Du solltest mir auch nicht mehr zusetzen." In einer Nach- 
schrift wiederholt er aber sein Anerbieten für das Handbuch, die Revision der modernen 
Kunst nach der zweiten Auflage zu besorgen, ja er fügt nun hinzu auch das der Umarbeitung 
eines Teiles des Abschnittes über moderne Baukunst: „so gut es geht, wenn ihr nicht einen 
andern findet." Hiemit gab sich nun Heyse zufrieden und er grollte auch dem Freunde 
nicht, daß er nicht mehr tun wollte, war ebenso wie der Verleger im Gegenteil auch für diese 
bescheidenere, aber doch immerhin noch sehr zeitraubende Hilfe, für die Burckhardt auch 
kein Honorar nehmen wollte, dankbar. Beide gingen auf die Vorschläge desselben ein: 
Ende x858 erschien der zweite Band des „Handbuches der Kunstgeschichte" (mit derjahres- 
zahl 18 59) in zwei Abteilungen in dritter, gänzlich umgearbeiteter Auflage, ohne daß der An- 
teil der beiden Herausgeber, Burckhardt und Lübke, kenntlich gemacht worden wäre. Nur 
am Schlusse, nach dem Kapitel „Kunstbestrebungen der Gegenwart" (II, 2, 828) findet sich 
eine kurze „Anmerkung der Verlagshandlung": „Da keiner der beiden Herren Bearbeiter 
der vorangegangenen Abschnitte dieser Auflage sich dazu verstehen konnte, dieses letzte 
Kapitel gemäß den Anforderungen unserer Tage umzuarbeiten", so habe sie sich ent- 
schlossen, es aus der zweiten Auflage herüberzunehmen. Nicht viel ausführlicher äußert sich 
über die Mitarbeiterschaft Burckhardts der etwas früher erschienene zweite Band der 
„Geschichte der Baukunst": „Für die unvollendeten Teile des Handbuches", heißt es da in 
einer „Benachrichtigung" des Verlegers, „(den Schluß des Mittelalters nebst der Renaissance 
und der modernen Kunst) wird im Wesentlichen der Text der zweiten Auflage zu Grunde 
gelegt werden, jedoch mit denjenigen Ergänzungen und Veränderungen, welche teils der 
Nachlaß des Verewigten, teils neuere Forschungen an die Hand geben. Einzelne Partien 
werden auch eine völlige Umarbeitung erfahren. Dieser Sorge haben sich die Herren Prof. 
Burckhardt in Basel, der frühere Mitarbeiter Kuglers, und Dr. W. Lübke in Berlin unter- 
zogen." Es wäre keine ganz undankbare Arbeit für einen jungen Kunsthistoriker, den Anteil 
Burckhardts zunächst an der zweiten und dann an der dritten Auflage des Handbuches 
im einzelnen festzustellen, es wären dabei vielleicht interessante Ergänzungen zum
	        
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