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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 6, 7 und 8)

geleiten sollen, haben über die geselligen Beziehungen jener Tage einen 
Zauber verbreitet, für den der Scharfblick der modernen „Vernunft" 
keinen Ersatz zu bieten hat. Haben die Menschen recht, die die Rosen- 
lauben fliehen, weil der Herbst sie entblättern wird, oder die, welche mit 
Zärtlichkeit jede Blume pflücken, die an ihrem Wege blüht, und deren 
Phantasie auch in den ödesten Gegenden ein Blümchen aufsprießen läßt, 
das sie mit genügsamer Freude begrüßen? Der Bereicherung des seelischen 
Erlebens entspricht aber stets eine Verfeinerung des Geschmacks, die die 
Künste befruchtet und die auch auf dem hier besprochenen kleinen Gebiet 
der empfindsamen Tasse uns entgegentritt. 
 
KÜNSTLERHAUS, FRÜHJAI-IRSAUSSTELLUNG. Wenn man die viel- 
fältigen Äußerungen künstlerischer Begabung kennen lernt, welche die Jugendkurse 
heute zutage fördern, welche im frühen Kindesalter so ursprünglich sprießen, so kann 
man es kaum fassen, warum noch immer so viel Mittelmaß den Kunstmarkt beherrscht 
und das Kunstbedürfnis so weiter Kreise zu befriedigen vermag. 
Der Weg zur künstlerischen Reife ist heute länger und schwerer wie einst, die 
Gefahr, den Weg zu verlieren, stärker und häufiger wie jemals. 
Diejenigen, welche in dem Hafen der Beliebtheit und gesellschaftlichen Anerkennung 
angelangt sind, haben wohl in der Mehrzahl jenen unbekümmerten Wagemut abgestreift, 
der die Frische und Lebendigkeit ursprünglicher Begabungen ausmacht, und den gemäßigten 
Schritt, das berechnete Reden 
und Handeln gelernt, das zur 
allgemeinen Anerkennung nun 
einmal nötig zu sein scheint. 
Höflich, mit dem Hut in der 
Hand, muß der Künstler sein 
verehrliches Publikum einladen, 
während der eigenmächtige und 
selbstherrliche Schöpfer unver- 
igänglicher Werke abseits seine 
einsamen Wege unbedankt 
  
Abb. 24. Rebustasae, Berlin, urn 1795 (Sammlung von Dullwitz, Berlin) 
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