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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 9 und 10)

wieder veräußert?" am längsten hielt sich noch die Linzer Fabrik, deren 
Wert im jahre 1736 mit 400.000 H. angegeben wurde, in ihrem Besitze. 
Das früher erwähnte „Promemoria" zeigt uns übrigens auch, mit 
welchen besonderen Schwierigkeiten man hier zu kämpfen hatte: außer 
den bereits erwähnten Mißständen bei der Übernahme waren es vor allem 
die lässige Handhabung des Verbotes der Einfuhr fremder Waren, die 
Gewissenlosigkeit vieler Handelsleute, die aus Engherzigkeit oft schlechten 
fremden Erzeugnissen vor guten einheimischen den Vorzug gaben, dann 
die hohen Löhne, die nötige Erhaltung von Aufsehern und „Überreuthern", 
die mangelnde Unterstützung, ja Behinderung bei der Materialbeschaffung, 
die vielen Feiertage und die dreifache Maut." 
Die ganze Fassung des „Promemoria", das Hervorheben der großen 
Opfer der Inhaber und des Nutzens für die Allgemeinheit, lassen schon 
' Vgl. „Kunst und Kunsthandwerk", XIX. jahrgang (1916), Seite 30. 
9' Über die Engherzigkeit der Kaufleute siehe ebenda: 
"Die qualilät betreßendt, ob schon solche zum Theile den äußerlichen Glantz und Schönheit, wie die 
frembden von der außbiindig schön fein und milden Englischen Woll gefertigten, so auch in anderen Ländern 
nicht nachgemacht werden können, haben, So sindt Sie doch von so guten ansehen, farb und uppretur, daß sich 
kein Stand: darinnen zu kleyden schämen darf, besonders aber ihrer innerlichen giithe nach dauerhafter, als die 
auf den Schein gemachte frernbde, aber auch deßwegen denen l-iandelsleuthen nicht so angenehm, weil jene 
bald abgetragen sind, und Sie desto öftere ahkaufer erlangen." ' 
Dieser Satz, in dem sich einige Korrekturen beünden, ist formell wohl nicht ganz klar, inhaltlich jedoch 
nicht mißzuverstohen. 
Die übrigens wiederholt hervortretende Anklage gegen den Handelsstand erscheint uns sehr bemerkens- 
wert und zeigt, wie weit gewisse Verhältnisse. iiber die wir heute klagen, zuriickreichen. 
Es wird dann auch auseinandergesetzt, daß man mit Unrecht behaupte, das Unternehmen erstrebe oder 
erziele übermäßigen Gewinn; im Gegenteil begniige man sich mit sehr mäßigem. so „daß nicht einmahl ein 
Land iibliches Interesse von 5. p. C. iiberbleiben kann . . . So daß die Lotterie Interessenten als dermahlige 
Inhahere lhr Geld wohl Viel besser nutzen könten, und die Manulactur bloß zu lhro kais. königl. Mayestät und 
des Publici Dienst und Nutzen bißhero haben fortsetzen lassen." ' 
Wir erfahren auch, daß innerhalb des Fabrikshauses 500 und außerhalb noch 315 Personen tätig wären. 
Auch wären „zu Colligirung der gespunsten . . . durch das ganze Land, wie auch in Böhmen z8 Fantores auf- 
gestellt", welche bis zum letzten feindlichen Einfall schon gegen gooo Spinner beschäftigt hätten. [In dem 
ursprünglichen Privileg für Sindt heißt es noch, „das er die hierzue nothwendige SchaHswoll allein aus 
Österreich ob- und vnder der Enns nemen wolle . . 3'] Es wird dann noch auf die großen Nebenverdienste der 
Professionisten bei Erneuerung von Geräten und MaschinenÄ-iingewiesen. 
Aus einem Anhange ersehen wir weiters die Zunahme des Warenverkaufs der Manufaktur; er ist von 
172.099 H. 55 kr. im Jahre 1747 auf 304.289 H. 44 kr. im Jahre 1754 gestiegen: 
Im Jahre 1747: 172.099 H. 55 kr. 
1748: 178-758 .. as .. 
17491119196" 18 .. 
1750: 241.009 11 9 .. 
1751: 270.095 „ 18 „ 
17537 304-139 11 44 11 
Ein genaues Verzeichnis des Warenbestandes aus dem jahre 1748 findet sich unter Nr. 39 in dem mehr- 
fach angeführten gebundenen Hefte im Faszikel 8B. Wir führen daraus die Namen der (in Linz erzeugten und 
versendeten) Stoiiarten in der dort beobachteten Reihenfolge an: „Einfache Waaren: Feine Cronrasch; 
ordinari Cronrasch ; Crzpomjesuitten Zeug; Sarge 13 v1; Sarge Imperial schwarz auf roth, und g-färbig gedruckt; 
Soye 15" und Ciper Soye; Gedruckt- und Futter-Flanell, Geköppert- und ungeköpperte Flanell; 12" Rasch; 
Halbrasch; Challon; Scotti; Außläindische Cadis Vorräthig aus Böheimb; Schrnalle Beuttel-Tiicher; Mittel- 
breite dem"; Breitte detti. - Gezwimte Waaren: Carneloth von Filo de angora; Mittelfeine detii; Halb Seiden 
Cameloth; Grob- und Clahr-Faden Halb Carneloth; Sayette; Halb Seiden Barcan; Wollen Grobfaden Barcan; 
Dem Clahrfaden Barcan; figurine Barcan und Strock; Valenciener Barcan; Amiens ; Gro de Napel; Carale; 
Gestreifte Concent; Gedruckte Cancent; Ordinari breite Cancent; Geblumbt- und Gestreiffte Callamanck; 
Geblumte Grisel; Grobfaden Mittelbreite Guinet; Clahrfaden detti; Schmalle Guinet." 
Unter Nr. 38 Findet sich dann ein von anderer Hand geschriebenes Verzeichnis derjenigen Waren, die 
entweder in den erbländischen Fabriken gar nicht erzeugt oder gegen die Leipziger Preise zu teuer wären. 
39
	        
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