vom Dezember dieses Jahres geschildert. Wir erfahren daraus unter
anderm, daß die Fabrik große Mengen Tuch, Kasimir und Teppiche aus-
liefern mußte und daß alles in Arbeit befindliche Tuch requiriert wurde.
Ein Akt vom 26. März 1801" gibt dann die Weisung, wie sich die Direktion
bei dem „unvermutheten" Rückzug der französischen Truppen zu benehmen
habe.
In ähnlicher Weise mußten die Güter bei den späteren Besetzungen
durch die Franzosen in den Jahren 1805 und 1809 geflüchtet werden." Aus
dem letztgenannten Jahre hören wir auch, daß die Fabrik wegen ihrer
Größe und guten Wohnungsverhältnisse besonders stark bequartiert war;
es wohnten dort ein Brigadegeneral, zwei weitere Kommandanten im
Generalsrang, im ganzen hundert bis dreihundert Personen."""" Auch wird
uns berichtet, daß Marschall Davoust die Fabrik zweimal besucht und dabei
besonders auch die Tuchschermaschinen in Augenschein genommen habe.
Er bestellte sogar in seinem Namen je ein Exemplar der beiden verschiedenen
Arten dieser Maschinen für Frankreich. Die Bestellung wurde später von
Salzburg aus noch in Erinnerung gebracht; doch hatte man es in Linz und
Wien mit der Erfüllung des Wunsches begreiflicherweise nicht so eiligrl- An
die Franzosen mußten aber neuerdings Waren im Werte von fast 17.000 H.
abgeliefert werdenxH- Überhaupt scheint die Besetzung im Jahre 180g die
drückendste gewesen zu sein. Zu allen Leiden mußte die Fabrik noch bei
der Besetzung im Jahre 1805 mit 63.000 fL, bei der im Jahre 1809 sogar mit
300.000 fi. vom französischen Gouvernement abgelöst werden. i-H- Auch
wurde sie während dieser Kriege noch über die regelmäßige jährliche Abfuhr
von 60.000 H. hinaus, die als Verzinsung des Anlagekapitals (als sogenannter
Canon) galten, einmal zu einem Beitrage von 100.000, einmal sogar von
200.000 fl. zur Unterstützung der Staatskasse herangezogen?
Man begreift also, daß die Fabrik, wenn es zwischendurch, wie 1802,
auch günstigere Jahre gabfm noch mehr in Mitleidenschaft gezogen war als
viele andere Unternehmungen Österreichs, obwohl ja alle schwer genug an
den Kriegszeiten und besonders an der großen Finanzkrise vom Jahre 1811
zu tragen hatten. O0 O
1' N1. 218 vom März 1801.
h" Bericht des Direktors La Casa aus Linz vom zg. April 180g (Nr. 184 vom Mai 1809). Ein Teil kam
sogar nach Pest und Esseg, wo dadurch übrigens neuer Absatz eröffnet werden konnte (N1. 39 vom Jänner und
72 vom Juni 1806).
"W Nr. 41 vom Jänner 1810.
1- N1. 546 vom April 1810.
'H' Nr. 164 vom Mai 1510. - Anerkennung für die Direktion, Beamten und Kaufleute in Nr. 621 vom
Dezember 1810. - Unterstützung wegen der Feindesnot in Nr. 125 vom Juni 1310.
'H'1' Protokollsauszug des k. k. Oeneralrecbnungsdirektoriurns vom 31. März 1813 (Nr. 725 vom April 1813).
o Nr. 92 vom November 1807 und Nr. 744 vom April 1810.
W Nr. 152 vorn Juni 1802.
o" Über die allgemeine Geschäftslage im Jahre 1812 siehe Nr. 203 vom Oktober 1814 im Bericht
Ehrensteins über das erste Jahr seiner Geschäftstätigkeit; siehe auch Nr. 488 vom Oktober 1812. i In Nr. 341
vom Dezember 1812 wegen eines Ärarialvorschusses zum Betriebe der Fabrik.
Die große Finanzkrise, Geldentwertung und Einführung einer neuen Geldwährung führte dann auch zu
einer Neueinschätzung des Unternehmens, siehe Protokollsauszug des k. k. Generalrechnungsdirektoriums in
Nr. 726 vom April 1813.