vermuten. Zwar zeigt dieser starke Analogien mit dem Wasserelement
(Wendung der Brust, Haltung der Arme), doch diese Ähnlichkeiten sind
rein stilistischer Natur; und für das Wasserelement war keine Trans-
formation mehr notwendig, da sich das neue Sujet mit dem alten deckte.
Die Lücke in der Elementenfolge des Kaiser-Friedrich-Museums kann somit
durch dieses Estensische Stück in der Phantasie ergänzt und für die zwei
Estensischen Flußgötter die Überzeugung gewonnen werden, daß sie einer
Serie von mindestens vier Stücken angehört haben.
all äk
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Im Laufe dieser Besprechung habe ich die zwei Estensischen Plaketten
italienischen Ursprunges genannt. Diese Behauptung soll nun bewiesen, die
Autorschaft beider Stücke ergründet werden. Zu diesem Zwecke möchte ich
von einem Medaillenrevers ausgehen, der in einem sehr guten und scharfen
Exemplar auch in der Estensischen Kunstsammlung vertreten ist (Abb. 6).
Dargestellt ist der nach rechts sitzende Flußgott der Donau mit der Umschrift:
IN - SPEM - PRISCI - I-IONORIS - undmit der kleinen erläuternden Beischrift:
DANVfBIVfSf Medaillen auf Karl V." und Papst Paul IILHW hat ein
ähnlicher, zwar nach links sitzender Flußgott mit der Beischrift TYBERIS
zur Vorlage gedient, bei letzteren stark variiert, mit der Göttin Roma und
der Wölfin verbunden, wobei die Bezeichnung LEO deutlich auf den
Aretiner Bildhauer und Medailleur Leone Leoni hinweist. In der reichen
Plakettensammlung des Kaiser-Friedrich-Museurns zu Berlin befindet sich
der bekannte Medaillenrevers des Leoni mit dem Gigantensturz und der
Umschrift: DISCITIÄ IVSTITIAM - MONITI -, der einer 1549 gefertigten
Medaille auf Karl V. mit Bezug auf die Niederlage des Schmalkaldischen
Bundes bei Mühlberg (1547) angehört, aber hier nicht als Revers eines
Porträts behandelt, sondern mit dem Flußgott der Donau verbunden ist?
Dieser ist neben der Quellenurne auf einen Dreizack gestützt dargestellt.
Die Umschrift lautet auch hier: IN - SPEM - PRISCI - I-IONORIS - -
DANVBIVS- Bode hat das Stück, von der gesicherten Vorderseite aus-
gehend, dem Leone Leoni zugeschrieben.
Vergleicht man nun unsere Danubius-Plakette mit den Estensischen
Flußgöttern, so wird es ein Leichtes sein, festzustellen, daß diese drei Exem-
plare ein und derselben Hand angehören. Der im Schilfe rechtshin sitzende
" l-Ialbrelief. Dünner Guß. Naturpatina. Mit einer Perlenschnur gerahmt. Durchmesser 0'078.
W Armand, op. ein, I.. Seite 162, z, und III, Seite 65 e. Avers: Büste Karls V. rechtshin mit der
Umschrift IMP - CAES - CAROLVS -V - AVG. f Revers: Der Tiber in der Gestalt eines alten nackten Mannes
nach linkshin sitzend mit der Umschrift IN - SPEM - PRISCI - I-IONORIS - - TYBERIS - (Durchmesser 0-04). -
Plon, „Leone Leoni", Paris 1887, Tafel XXX, Nr. 7 und 8.
"i" Tresor de Nurnismatique et de Glyptique: „Medailles des Papes", Paris 183g, Tafel VI, 6. - Armand,
op. cit., I, Seite 165, 18, und III, Seite 70 v. Avers: Büste des Papstes linkshin mit der Umschrift PAVLVS - III-
PONT - MAX - AN - IIII - M - D - XXXVIII - - LEO. Revers: Roma auf einem erhöhten Thron sitzend, neben ihr
die Wölfin. Unten rechts der Tiber, der Medaille auf Karl V. entnommen. (Durchmesser 21'045.) -- Plon, op. ein,
Tafel XXIX, Nr. 5.
1' Bode, op. ein, Nr. 1253. Siehe auch Armand, op. ein, Seite 16a, 1, und Plon. op. ein, Seite 25a,
Tafel XXXI, 1 und z.