eine Art Zwischenstellung unter den Werken Leonis und den Flußgott-
gestalten ein. Einen sicheren Schluß bietet sie uns aber nicht, weshalb ich
noch ein weiteres Stück heranziehen möchte, das einem anderen Künstler
_ zwar einem Zeitgenossen Leonis _ angehört, stilistisch sich aber von
ihm dadurch unterscheidet, daß seine Kompositionen zum Teil direkt auf
Michelangelo, größtenteils aber auf Vorlagen, die ihm der Raffael-Manierist
Pierin del Vaga zur Verfügung stellte, zurückzuführen sind. Deshalb erfreuen
sie sich auch einer besseren, organischeren Durchführung. Der Künstler ist
Giovanni dei Bernardi aus Castel Bolognese."
Abb. g. Giovanni dei Bernardi, Raub der Dejanira (Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin)
Von Giovanni besitzt das Kaiser-Friedrich-Museum die ovale Plakette
eines Saturnus: als nackter Greis mit Vollbart und Flügeln nach rechts in
einer Landschaft liegend. Er stützt die Linke auf den Griff eines Stabes
(Sense?), neben ihm, auf dem Boden steht sein Attribut, die Sanduhr (Abb. 8).?"
Unwillkürlich fragt man sich: Ist denn dieser Greis mit dem Athletenkörper,
dargestellt wie ihn die Hochrenaissance liebte, nicht eine sich fast deckende
Wiederholung im Gegensinn eines unserer Flußgötter? Wendung und
Behandlung des Kopfes, der langgestreckte und der im Knie gebogene Fuß,
die auf den Stab gestützte Hand sind Einzelheiten, denen wir hier wie dort
in erstaunlicher Ähnlichkeit begegnen. Ich glaube, nicht allzuweit zu gehen,
"' Über Giovanni dei Bernardi siehe die zwei Hauptmonographien: A. Ronchini „Maestro Giovanni da
Cnstel Bolognese", in: Ani eMen-iorie delle RR. Depuxazioni di Storia patria perle provincie Modenesi e Parmensi,
"Bandw, 1868, Seite 1 17., und F. Liverani „Maestro Giovanni Bemardi da Castelholognese imagliatore di gemme",
Faenza x87o. _
i" Molinier, op. ein, Nr. 3x7. - Bode, op. ein, Nr. 1240. Ein schönes Exemplar dieser seltenen Plakette
in der Sammlung Walcher von Molthein, Wien.
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