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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 11 und 12)

wenn ich auch dieses schöne Stück der Gruppe unserer Plaketten angliedere 
und es auch von derselben Hand ausgeführt ansehe, von der der Danubius 
und die zwei Flußgötter herstammen. 
Unsere Kenntnis des Plakettenmaterials beruht, trotz der großen 
Erweiterung und Verbesserung, die sie durch den von Bode verfaßten 
Berliner Katalog erfahren hat, noch heute auf dem zwar unentbehrlichen 
Werke von Molinier, das aber einer sehr eingehenden Revision bedürftig ist. 
Deshalb möchte ich auch hier die Frage aufrollen: Ist die Saturnus-Plakette 
wirklich das Werk des Giovanni dei Bernardi? 
Zum Vergleiche ziehe man die nicht nur durch Vasari beglaubigte, 
sondern auch durch die deutliche Signatur IOVANES - B - gekennzeichnete 
Plakette des sogenannten „Tizio", des Prometheus, heran." Wie fast alle 
Bernardi-Plaketten, ist auch diese der Ausguß eines geschnittenen Kristallsf" 
Die Zeichnung rührt von Michelangelo her. „Ed avendo", sagt Vasari, 
„Michelagnolo fatto un disegno al detto Cardinale de" Medici (Ippolito) di 
un Tizio a cui un avvoltojo mangia il cuore, Giovanni Pintagliö benissimo in 
cristalloßwk Der Rötelentwurf von Michelangelo ist erhalten und von Frey 
im Handzeichnungswerk dieses Künstlers veröffentlichtrl- Als Ausgangspunkt 
habe ich absichtlich ein durchaus gesichertes Werk des Giovanni gewählt, 
das aber, was Stilgehalt und Einzelbehandlung der Formen angeht, derart 
mit dem Saturn verwandt ist, daß bei der Betrachtung der beiden Stücke 
jeder Zweifel über ihren gemeinschaftlichen Ursprung erlischt. 
Aber nicht allein der Saturn Bernardis weist mit unseren Flußgöttern 
stilistische Berührungspunkte auf, auch der „Tizio" eignet sich recht 
vorteilhaft zum weiteren Vergleiche. Und sollten noch Zweifel bestehen, so 
wende man den Blick auf eine ovale Plakette des Kaiser-Friedrich-Museums, 
den Raub der Dejanira darstellend, die am unteren Rande mit der für 
Giovanni dei Bernardi typischen Signatur IO versehen isL-H- Rechts im 
I-Iintergrunde sieht man den Stromgott Euneus als alten, nackten Mann auf 
eine Wasserurne gestützt: auch diese Figur gehört unmittelbar zur Gesell- 
schaft des Danubius und der beiden Flußgötter. Mit dieser Plakette verwandt 
und, wenn auch nicht bezeichnet, so doch sicher das Werk Bernardis, ist 
eine zweite Darstellung des Dejanira-Raubes im Kaiser-Friedrich-Museum: 
Nessus eilt mit Dejanira auf dem Rücken nach rechts in einer Landschaft 
davon; links am Ufer eines Flusses steht der nackte, dem Beschauer den 
Rücken zuwendende Herkules und spannt gegen den Fliehenden seinen 
Bogen (Abb. Q).'l"l"l' Der Rückenakt des Herkules, die Wendung des Kopfes, 
das flatternde Band um seinen Körper, dann die manierierte Sitzart der 
Dejanira auf dem Rücken des Kentauren, ihr erhobener, zwecklos nach links 
i Molinier, op. cit., Nr. 333. - Bode, op. cit., Nr. m14. 
H Angeblich im Besitze des Herzogs Strozzi, Fürsten von Forano. 
H" Vasari, Milanesi-Ausgabe, Band V, Seite 374. 
1- K. Frey „Die Handzeichnungen Michelangelo: Buonaroti", Berlin xgogfrr, Band I, Tafel 5. Windsor; 
Royal Library. 
ftlMolinier, op. ein, Nr. 33x. - Bode, op. cit., Nr. m23. 
1-1-1- Von Molinier nicht erwähnt. w Bode, op. ein, Nr. m24.
	        
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