wenn ich auch dieses schöne Stück der Gruppe unserer Plaketten angliedere
und es auch von derselben Hand ausgeführt ansehe, von der der Danubius
und die zwei Flußgötter herstammen.
Unsere Kenntnis des Plakettenmaterials beruht, trotz der großen
Erweiterung und Verbesserung, die sie durch den von Bode verfaßten
Berliner Katalog erfahren hat, noch heute auf dem zwar unentbehrlichen
Werke von Molinier, das aber einer sehr eingehenden Revision bedürftig ist.
Deshalb möchte ich auch hier die Frage aufrollen: Ist die Saturnus-Plakette
wirklich das Werk des Giovanni dei Bernardi?
Zum Vergleiche ziehe man die nicht nur durch Vasari beglaubigte,
sondern auch durch die deutliche Signatur IOVANES - B - gekennzeichnete
Plakette des sogenannten „Tizio", des Prometheus, heran." Wie fast alle
Bernardi-Plaketten, ist auch diese der Ausguß eines geschnittenen Kristallsf"
Die Zeichnung rührt von Michelangelo her. „Ed avendo", sagt Vasari,
„Michelagnolo fatto un disegno al detto Cardinale de" Medici (Ippolito) di
un Tizio a cui un avvoltojo mangia il cuore, Giovanni Pintagliö benissimo in
cristalloßwk Der Rötelentwurf von Michelangelo ist erhalten und von Frey
im Handzeichnungswerk dieses Künstlers veröffentlichtrl- Als Ausgangspunkt
habe ich absichtlich ein durchaus gesichertes Werk des Giovanni gewählt,
das aber, was Stilgehalt und Einzelbehandlung der Formen angeht, derart
mit dem Saturn verwandt ist, daß bei der Betrachtung der beiden Stücke
jeder Zweifel über ihren gemeinschaftlichen Ursprung erlischt.
Aber nicht allein der Saturn Bernardis weist mit unseren Flußgöttern
stilistische Berührungspunkte auf, auch der „Tizio" eignet sich recht
vorteilhaft zum weiteren Vergleiche. Und sollten noch Zweifel bestehen, so
wende man den Blick auf eine ovale Plakette des Kaiser-Friedrich-Museums,
den Raub der Dejanira darstellend, die am unteren Rande mit der für
Giovanni dei Bernardi typischen Signatur IO versehen isL-H- Rechts im
I-Iintergrunde sieht man den Stromgott Euneus als alten, nackten Mann auf
eine Wasserurne gestützt: auch diese Figur gehört unmittelbar zur Gesell-
schaft des Danubius und der beiden Flußgötter. Mit dieser Plakette verwandt
und, wenn auch nicht bezeichnet, so doch sicher das Werk Bernardis, ist
eine zweite Darstellung des Dejanira-Raubes im Kaiser-Friedrich-Museum:
Nessus eilt mit Dejanira auf dem Rücken nach rechts in einer Landschaft
davon; links am Ufer eines Flusses steht der nackte, dem Beschauer den
Rücken zuwendende Herkules und spannt gegen den Fliehenden seinen
Bogen (Abb. Q).'l"l"l' Der Rückenakt des Herkules, die Wendung des Kopfes,
das flatternde Band um seinen Körper, dann die manierierte Sitzart der
Dejanira auf dem Rücken des Kentauren, ihr erhobener, zwecklos nach links
i Molinier, op. cit., Nr. 333. - Bode, op. cit., Nr. m14.
H Angeblich im Besitze des Herzogs Strozzi, Fürsten von Forano.
H" Vasari, Milanesi-Ausgabe, Band V, Seite 374.
1- K. Frey „Die Handzeichnungen Michelangelo: Buonaroti", Berlin xgogfrr, Band I, Tafel 5. Windsor;
Royal Library.
ftlMolinier, op. ein, Nr. 33x. - Bode, op. cit., Nr. m23.
1-1-1- Von Molinier nicht erwähnt. w Bode, op. ein, Nr. m24.