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Die Theoretiker des XIX. jahrhunderts haben förmliche Vorbilder-
sammlungen angelegt, die mitunter, wie das bekannte „Ideen-Magazin",
gleichzeitig mit Text in mehreren Weltsprachen herausgegeben wurden
und auf eine eifrige Benutzung durch Baulustige schließen lassen.
Sie verhüllen nicht die unmittelbare Absicht, ihre Zeitgenossen direkt
zu beeinflussen und für eine allgemeine Verbreitung gewisser Typen einzu-
treten.
Einie solche typische Ausbildung erhalten beim Wohnbau Portale von
Miethäusern, Fensterbildungen in der Mitte von Fassaden (nach dem
sogenannten Palladiomotiv), Giebel über Mittelrisaliten, dann wieder Klein-
Marienbad, Ferdinandsbrunnen, vor dem Umbau
bauten, Gartenhäuser etc. etc. Man kann wohl auch bei den soeben
besprochenen baulichen Aufgaben der Brunnentempel und Kolonnaden von
gewissen Typen sprechen, die wir in ganz Österreich und Deutschland bei
verwandten Aufgaben wiederkehren sehen und denen sich auch Baukünstler
wie Schinkel anschlossen (Aachen, Elisenbrunnen).
Trotz dieser Typisierung, trotz dieser offenbar beabsichtigten Beein-
flussung von zentralen Püanzstätten aus, ist dem persönlichen Empfinden
der Baukünstler immer noch Spielraum geblieben, um eine Einfühlung in
lokale Verhältnisse, in die Terrainformation, in die umgebende Natur und
dadurch Abwechslung zu bringen.
Allerdings muß dabei betont werden, daß der allgemeine Baucharakter
der Neubauten damals zumeist ein so einfacher, schmuckloser war, daß dort,
wo der Zeitcharakter allein maßgebend blieb, wie bei neuen Straßenzügen,