daselbst erst 1801 gestorben, hat Cozette nebst seiner sechzigjährigen
Tätigkeit an der Manufaktur noch Zeit gefunden, auch für Österreich und
England zu arbeiten. Eine große Zahl von Bildniswebereien stammen von
ihm: Ludwig XV. nach van Loo, Maria Leszczynska nach dem bekannten
schönen Bilde von Nattier (diese beiden 1769 gewebt), 1773 Ludwig XVI.
als Dauphin, ein Jahr darauf derselbe noch einmal mit Maria Antoinette,
nach Gemälden von Drouais. Im jahre 1771 webte Cozette wie erwähnt
das in Wien befindliche vorzügliche Bildnis Maria Theresias. Der kaiserliche
Hof besitzt von ihm übrigens auch einige seiner zahlreichen großen Bilder-
teppiche, und zwar den „Parnaß" und die „Schule von Athen" nach Raffael.
Diese hatte Cozette schon 1765 fertiggestellt.
Von den textilen Arbeiten sei hier gleich auf das namentlich farbig
eigenartige Meßgewand im Österreichischen Museum verwiesen, mit Band-
muster im Stile des Josetinischen Stiles und Blumen in Schnürchenstickerei,
durch ein gesticktes Täfelchen mit der Bezeichnung „M T 1776" als Wid-
mung der Kaiserin an ein Wiener Frauenkloster sichergestellt. Durch pracht-
volle, farbenprächtige Stickereien, ebenfalls als Geschenk von ihr, ist eine
„Capelle" des Olmützer Metropolitankapitels ausgezeichnet, aus einem
Pluviale und den dazu gehörigen Kaseln bestehend, die das „KrönungsornaW
bilden. Die streng gezeichneten großen Blumen in tadelloser Nadelmalerei
gehören zu dem Schönsten und Prunkvollsten, was jene prachtliebende Zeit
auf diesem Gebiete geschaffen hat.
Der Barockstil hatte freilich der Textilkunst oft auch ganz wider-
sprechende Aufgaben gestellt. So sah man aus Schloß Austerlitz in der
Ausstellung zwei gestickte „Bilder", die Blumenstücke- darstellen sollten,
Vasen mit großen Blüten, seitlich schwere Vorhänge, ähnlich den unent-
behrlichen Theaterhilfsmitteln der gleichzeitigen Bildnismalerei. Das Ganze
in Verbindung feinster Nadelmalerei mit kräftiger Reliefstickerei (Höhe
61 Zentimeter zu 42 Zentimeter Breite). Diese fleißig und liebevoll gear-
beiteten, mühseligen Bilder sind zweifellos in Neuburg an der Donau um
1700 entstanden. Denn zwei ganz ähnliche Blumenstücke in derselben Aus-
führung, nur etwas kleiner, besitzt das Münchner Nationalmuseum (50 Zenti-
meter Höhe, 36 Zentimeter Breite). Auch da sind es wieder Blumenvasen
auf broschiert gedachter Tischdecke 'mit Spielkarten, einer Uhr und dem
seitlichen Vorhang. Da diese Münchner Stickereien nachweislich aus Neu-
burg an der Donau kamen, stammen sie offenbar von den Nonnen des
Neuburger Ursulinerinnenklosters, die auch zwei große Antependien stickten.
Diese, jetzt ebenfalls im Münchner Nationalmuseum, stellen nach Gemälden
des Neuburger Hofmalers Franz Hagen Christus als guten Hirten in einer
offenen Pfeilerhalle mit Gartenterrasse, anderseits die Legende des heiligen
Augustinus dar, der mit der Muschel das Meer ausschöpfen wollte. Die
Neuburger Ursulinerinnen erwiesen sich in diesen Arbeiten als treue
Hüterinnen überlieferter Kunstfertigkeit und als Meisterinnen schwieriger
Techniken.