dadurch der kulturellen Würdigung jener Zeit und ihrer lange vernachlässigten
und vermißten wissenschaftlichen Erforschung den Boden vorbereitet hatten.
Durch die Kriegslage verspätet und in seiner Gestaltung beeinflußt, ist dieses
Werk vor kurzem erschienen," von allen Besuchern der Ausstellung mit
Freude und Dank begrüßt, eine schöne, bleibende Erinnerung an jene Unter-
nehmung, welche durch Umfang, Inhalt und Aufmachung nachahmenswert
geworden ist.
Karl Masners Anregung zur Veranstaltung dieser Ausstellung erschien
1908 in der Zeitschrift „Schlesien", worin er die Schaffung feines großen
ständigen Ausstellungsgebäudes für Breslau auf dem Grunde, auf welchem
es dann tatsächlich errichtet worden ist - dem Gelände des ehemaligen
Rennplatzes im Scheitnig-Parke -, verlangte und bereits auf das Jahr 1913,
Breslaus hervorragenden Anteil an der antinapoleonischen Erhebung und
auf den naheliegenden Wunsch hinwies, durch eine große Schaustellung
die Erinnerung an jene gewaltige Zeit zu erneuern. Zunächst war wohl
nur an eine Ausstellung gedacht, welche die Geschichte Breslaus zum
Gegenstande haben sollte. Die Stadtgemeinde, mit ihrem weitblickenden
Bürgermeister Dr. Bender an der Spitze, machte den Plan zu dem ihrigen
und ließ zunächst durch Stadtbaurat Berg die Riesenhalle entwerfen, wobei
schon die Absicht bestand, zunächst Raum zu schaffen für festliche Ver-
anstaltungen allerv Art anläßlich der Jahrhundertfeier, aber auch darüber
hinaus für die Zukunft vorzusorgen. Und 1912 entschloß man sich, Hans
Poelzig, einen der trefilichsten unter den vielen ausgezeichneten modernen
Architekten Deutschlands, der an der Breslauer Akademie für Kunst und
Kunstgewerbe wirkt, mit der Aufgabe zu betrauen, ein eigenes Ausstellungs-
gebäude zu errichten, das in quadratischem Grundrisse einen großen
Gartenhof umschließend 56 durchwegs gut belichtete Räume von ver-
schiedenen Ausmaßen enthält, schlicht und imponierend in Aufbau und
V Einzelformen mit Säulenvorbau, durch vier mächtige, von Säulen getragene
Kuppeln in den Achsen überhöht, unter denen die Eingangshalle und drei
weitere Haupträume zu liegen kamen (im Plane der Ausstellung: preußisches
Heerwesen, Breslau und Gedenkhalle). Daß eine Unterkellerung dieser
Bauten, welche in acht Monaten aufgeführt wurden, unmöglich war, ist
sehr zu beklagen, beraubt dieses für das Breslauer Ausstellungswesen so
wichtige Gebäude seiner bedingungslosen Verwendbarkeit, vor allem in
der kalten Jahreszeit, und hat sich auch schon während der Jahrhundert-
ausstellung ungünstig fühlbar gemacht. I-Iievon aber abgesehen, ist die
bauliche Schöpfung eine Glanzleistung ersten Ranges und nur mit Neid kann
das nicht nur an Ausstellungsgebäuden sondern sogar an Ausstellungsräumen
so beklagenswert arme Wien auf diese Bereicherung des Stadtbildes und
der Ausstellungsmöglichkeiten von Breslau blicken.
" „Die historische Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freibeitskriege, Breslau 1913. 1m Auftrage der
königlichen Haupt- und Residenzsnadt Breslau herausgegeben von Karl Masner und Erwin Hintze. m0 Tafeln
und viele Abbildungen im Texte. Selbstverlag der Stadt Breslau, im Kriegsjahre 1916."