DIE ARBEITEN DES BILDNISMEDAILLEURS
LEONHARD POSCH FUR DIE BERLINER
KONIGLICHE PORZELLANMANUFAKTUR,
NEBST EINER SELBSTBIOGRAPHIE DES
KUNSTLERS 51b VON GEORG LENZ-BERLIN
Kunsteisengusses" im 6. bis 8. Hefte des XX. Jahr-
ganges dieser Zeitschrift hat Eduard Leisching auf
die großen Verdienste des Österreichers Leonhard
Posch um den norddeutschen Eisenguß und speziell
um die Porträtplakette hingewiesen. Das Lebens-
werk dieses hervorragenden Medailleurs, der auf
dem Gebiete des Bildnismedaillons ein Künstler
ersten Ranges genannt werden muß, ist von der
kunstgeschichtlichen Forschung bisher immer nur gestreift werden}
Doch besitzt das Medaillenkabinett zu Wien zirka 150 Gipsabgüsse und
Wachsmodelle von Posch und das Berliner Münzkabinett eine nach vielen
Hunderten zählende, aus seinem Nachlasse stammende Sammlung der
Original-Gips- und Wachsmodelle, Eisen- und Bleiplaketten, die seit Jahren
planmäßig vervollständigt wird und auch in den Sammlungen des Hohen-
zollern-Museums und der Bibliothek der Königlichen Akademie der Künste
in Charlottenburg ihre Ergänzung findet. Es steht zu hoffen, daß die auf
dieses Material gestützte Posch-Forschung uns über kurz oder lang mit
einer ausführlichen Monographie des Künstlers und einem erschöpfenden
Abbildungswerk beschenken wird, das über das künstlerische Interesse
hinaus für die Porträtkenntnis der Wiener Gesellschaft in den letzten Jahr-
zehnten des XVIII. Jahrhunderts, der an interessanten Typen so überreichen
Berliner Gesellschaft der Biederrneierzeit, wie für die Hohenzollern-Ik0no-
graphie von außerordentlicher Bedeutung zu werden verspricht. Ist doch
der Kreis der Persönlichkeiten, die in dieser von Posch geschaffenen Porträt-
galerie sich zusammenfinden, von einer Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit,
daß wir gewiß nirgends ein lebendigeres und vielseitigeres Bild des vor-
märzlichen Berlin gewinnen können. Wohl alle Mitglieder des königlichen
Hauses, zahlreiche Fürstlichkeiten und Vertreter der Aristokratie, der
Armee, der Beamten- und Künstlerschaft und des wohlhabenden Bürgertums
haben ihm gesessen. Und in seinen Frauenbildnissen, die einen breiten Raum
in dem einzigartigen Vermächtnisse einnehmen, scheint alle weibliche Anmut
unserer Urgroßmütter fortzuleben. Mit realistischer Treue hat der Künstler die
Launen der Biedermeiermode in Kleidung, Putz und Frisur so gewissenhaft
' Wichtiger als die auf Seite 2x8 vermerkten Quellen sind die Aufsätze von C. von Kühlewein in „Berliner
Münzblälter", Neue Folge, Band II, 1907, Nr. 72, Menadier in „Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunst-
sammlungen", xgog, Seite 246, und Bimler in „Oberschlesienh 1913, Heft x, Seite 13 f.