181! nach dem Leben modellierten Porträtkopf Friedrich Wilhelms III.
und Yorks (Tafel III und XVI) und in der reichlich vertretenen Medailleur-
kunst der Zeit konnte kein Künstler heran an Leonhard Posch, den
Österreicher, der der Berliner Porzellanfabrik wie dem Berliner Eisenguß
die größten Dienste geleistet hat und verdient, auch in Österreich wieder
zu Ehren gebracht zu werden (Tafel LXV und LXVI). All dies kommt
in dem Werke entsprechend zur Geltung dank. den durchwegs ausge-
zeichneten Aufnahmen der Firma van Delden (Götz) in Breslau und den
meisterhaften Kupfer- und Lichtdrucken von Meisenbach, Riffarth 8: Co.
und A. Frisch in Berlin. Tafeln und Textillustrationen müssen ersetzen,
was der Text selbst uns leider schuldig geblieben ist, obwohl die mit dem
fast unerschöpflichen Material der Ausstellung so innig vertrauten Heraus-
geber uns und der Nachwelt soviel hierüber hätten sagen können. Aber
auch für das, was sie geboten haben, und dafür, daß dieses Denkmal einer
unvergleichlich großartigen, unvergeßlichen Leistung in dieser so furcht-
bar schweren Zeit überhaupt geschaffen worden ist, verdienen sie unseren
aufrichtigen Dank.
DAS STEIRISCHE GOLDSCHMIEDEHAND-
WERK BIS ms XIX. JAHRHUNDERT (1.) se-
VON JOSEF JOOS-WIEN so-
Jäifv- Ar?" w NTER den uns bekannten altsteirischen Gold-
' 4 schmiedearbeiten finden wir keine so auserlesenen
Kunstwerke, wie sie die großen Goldschmiede-
stätten des alten deutschen Reiches, etwa Augs-
burg und Nürnberg oder Wien, hervorgebracht
haben.
Da die Steiermark an der äußersten Peripherie
des Reiches, entfernt von dessen materiellen und
geistigen Brennpunkten lag und bis gegen das
Ende des XVII. Jahrhunderts den räuberischen
Einfällen namentlich der Türken preisgegeben war; von den Landesfürsten
nur wenige im Lande lebten, also ein Kunst und Handwerk fördernder
Hof nur vorübergehend anwesend war und ein arbeitsfreudiges, frei sich
betätigen könnendes Bürgertum fehlte, konnte sich das Land nur langsam
entwickeln.
Die erste Blütezeit, namentlich der Landeshauptstadt, fällt in die
55 Jahre, während welchen die steirische Linie der Habsburger (1564 bis
1619) in Graz ihre Residenz aufgeschlagen hatte. Prunk- und kunstliebend
zogen sie, besonders Erzherzog Karl II. (1564 bis 1590) und seine aus dem
bayrischen Herrscherhause stammende Gemahlin Marie viele italienische
und deutsche Künstler und Handwerker ins Land. Mit dem Regentenhause