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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

gebrachten Holzdauben, die durch aufgelötete, kräftige Reifen zusammen- 
gehalten werden. Die zweite Aufnahme, den Boden des Bechers darstellend, 
zeigt eine eingravierte Kufe mit zwei nicht erklärbaren Buchstaben (wahr- 
scheinlich die Anfangsbuchstaben des Namens des Spenders) M. S. und die 
Jahreszahl 1673, ferner sehr deutlich das Grazer Beschauzeichen und das 
Meisterzeichen B. Z., darunter das Wüchsenzeichen. 
Die zweite Arbeit unseres Meisters ist ein Kelch, der sich in der kleinen 
Kirche Frauenberg bei Leibnitz voriindet; Fuß und Nodus sind alt, während 
die Kuppe von unserem jetzigen Altmeister für Kirchengeräte Adolf Stutt- 
mann in Graz erzeugt wurde. Jedenfalls ist die alte Kuppe durch den langen 
Gebrauch unverwendbar geworden. Am runden vergoldeten Fuße finden 
sich gut getriebene und nachträglich mit dem Stichel bearbeitete Tulpen- 
omamente und Engelflügelchen, aus denen aufgeschraubte, weiß gebliebene 
Engelköpfchen von guter Durcharbeitung herausragen. Auch auf dem drei- 
seitigen gegossenen Nodus befinden sich flache Engelköpfe, die von der 
langjährigen Verwendung etwas abgegriffen aussehen. Aus diesen zwei 
Fundstücken dürfte die Leistungsfähigkeit unseres Meisters wohl ziemlich 
gut festzustellen sein. Hoffentlich gelingt es mit Hilfe des jetzt bekannten 
Meisterzeichens, noch andere Arbeiten Zwickhls zu entdecken. 
Von den zwei Soldaten der Hauptfestung in Graz (Schloßberg), welche 
das Goldschmiedehandwerk trieben und die „für etliche große Herrn und 
Frauen der Stadt Graz arbeiteten", bin ich in der Lage, den einen zu nennen. 
Er heißt Michael Hildeprandt, heiratete am 17.Jänner 1655 die „tugendsame 
Christine Johanna, des H. Hans Fromben, Ratsverwandten zu Voitsberg 
Tochter" und starb am g. Jänner 1662. Er war natürlich kein Grazer 
Bürger und konnte daher in die Grazer Innung nicht aufgenommen werden. 
Um dieselbe Zeit, am 16. Mai 1662, hören wir wieder etwas von einem 
Meister, der um eine Hofgoldschmiedstelle für Graz ansucht. Er nannte sich 
Konrad Rudolf Littich. 
Die Hofkammer berichtete an den Kaiser, daß „nach glaubwürdigen 
Nachrichten Littich in seiner Goldschmiedekunst und seiner Profession ge- 
nügend erfahren sei, daß jederzeit eine taugliche und erfahrene Person mit 
dem Titel und Privilegio des allhiesigen Hof-Goldschmiedes gnädigst begabt 
worden, Jakob Zwigott (gestorben 1648) seelig der letzte Hofgoldschmied 
in Graz gewesen, er daher wie jener ohne Besoldung zur freien Exerzierung 
seiner Kunst in gnäd. Schutz genommen werden könnte". Da wir aber 
weiter nichts mehr von ihm hören, dürfte er die Hofgoldschmiedstelle 
nicht erhalten haben, wahrscheinlich weil die Grazer bürgerlichen Gold- 
schmiede seit Jahren mit großer Ausdauer die Abschaffung der „Frei- 
briefler" betrieben. 
Der zweite ebenfalls im Museum am „Joanneum" in Graz liegende 
Innungsbecher der Weizer Gerber, der einen Deckel mit eingeschraubtem, 
schlankem Globusgriff trägt, hat am Boden des Bechers und am Deckel- 
chen neben dem Wüchsenzeichen den steirischen Panther und die Meister- 
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