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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

Sinne. Die seltene Beteiligung an monumentalen Aufgaben, die ihm vergönnt war, ist 
außerhalb seiner Heimat mit Begeisterung aufgenommen, hier aber zum schweren Nachteil 
unseres Kunstlebens abgelehnt worden. 
So bieb er ein Mittelpunkt Auserwählter, ein Abseitsstehender, der sich selbst treu 
zu bleiben vermochte, dem aber sein Vaterland die große Förderung doch schuldig blieb, 
die seiner Kunst gebührte. 
AQUARELLISTENKLUB IM KÜNSTLERI-IAUS. Schon lange bilden die 
Schaustellungen dieses Klubs eine weit mehr abgerundete und erfreuliche Darbietung 
als die bunte Bilderschau der Gesamtheit der Genossenschaft. Diesmal ist der kleinen, aber 
anziehenden Ausstellung auch ein kräftiger Anziehungspunkt durch eine der stärksten 
Erscheinungen gegeben, welcher dieser Kreis aufweist. Der Mittelraum ist ganz mit Arbeiten 
Karl Sterrers ausgefüllt, die lebhaft fesseln und erfreuen. Der Künstler bringt Mannigfaltiges 
und Gutes. Landschaftsbilder, Porträte, Figurenstudien und dekorative Entwürfe zeigen 
alle eine Größe und einen Ernst der Auffassung, der die Persönlichkeit des SchaiTenden zu 
einer ernsten und abgerundeten macht. Wer so in dem Porträt den geistigen Kern des 
Dargestellten erkennen läßt und mit sachlichem Eingehen in alter deutscher Liebe zum 
Gegenstand die Beziehung des Menschen zu seinem Wirken festzuhalten vermag, wobei 
er keinen Augenblick sein künstlerisches Ziel aus den Augen läßt, erregt die wärmste 
Anteilnahme. Und wie er einen Kopf, einen Körper in die Bildfläche stellt, wie er in Umriß 
und Formgebung das wirklich Wesentliche herausholt und das Großzügige betont, ohne 
vom Zufälligen abgelenkt zu werden, das vermittelt einen starken und bleibenden Eindruck. 
Dabei zeigen größere Bildwerke, daß ernste und bedeutende Aufgaben seine Seele 
erfüllen, daß ihm die Natur überall nahegeht, daß er in ihr immer die vereinfachte große 
Form sieht und daß er die Konzentriertheit zum Schaffen besitzt. 
Es wäre zu wünschen, daß größere Aufgaben dem Künstler beschieden werden. 
Neben dieser kraftvollen Einfachheit vermag die heitere Lebendigkeit Rudolf Konopas 
nicht so stark zu wirken. Man fühlt, daß die größere Intimität und Vertrautheit mit den 
Reizen zufälliger Wirklichkeiten die Sammlung und Kraft zersplittern läßt. Liebenswürdige 
Erzählungskunst entschädigt im einzelnen. 
Diese beredte und geschmackvolle Wiedergabe reizvoller Natureindrücke ist dem 
Aquarell ja natürlich und bildet den vortretenden Charakter der meisten Darbietungen; 
in den graphischen Blättern wirkt dieselbe Tendenz. Nur wenige suchen auch in der 
Schilderung unserer heimischen Natur die Vereinfachung und den Stilismus, die unserer 
Zeit eine neue Ausdrucksmöglichkeit boten. 
Unter diesen wenigen sei Vinzenz Gorgon genannt, der seine geschlossene, tonige 
Einfachheit mit großem Urnriß verbindet. In kleinerem Maßstab vermochte dasselbe 
Stephan Eggeler zu erreichen. Man fühlt hier das Streben nach Größe auch im kleinsten 
Maßstab und denkt an die wohltuende Rückwirkung, die offenbar jener Zwang zur Verein- 
fachung ausübt, der im modernen Holzschnitt und auch gelegentlich in der farbigen 
Lithographie zum graphischen Ausdruck gelangte. 
Abgeschlossen in einem Raume für sich ist eine kleine Gedächtnisausstellung für Karl 
Karger angereiht, eine Erinnerung an eine weltfremde Künstlernatur, welche alte aka- 
demische Geschmackspllege noch bewahrte und hegte, als neue große Wellen diese feine. 
aber beengte, unproduktive Welt schon lange überflutet hatten. Man würde diese Entwürfe 
und Zeichnungen für viel älter halten, als sie sind, wenn man sie nicht gerade in jenen 
Räumen fände, die stets dem konservativen Rückblick offen blieben. Diesmal weht doch 
auch wieder ein kräftigerer Wind in ihnen. 
NACHLASSAUSSTELLUNG HEINRICH GOLLOB. Zwei geräumige 
Abteilungen des Gebäudes der Sezession waren mit Bildern und Zeichnungen des 
frühverstorbenen Heinrich Gollob gefüllt. Man stand vor dem abgeschlossenen Werk eines
	        
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