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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 3 und 4)

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Abb. 6. Das Grabmal Kaiser Ludwigs in der Frauenkirche in München 
zu einer Auferstehung, einer Himmelfahrt, zu vier Propheten und zwei 
Putten, sowie zu einem den Altar tragenden Engel auf" 
Die Arbeiten für die Fugger rnußten die Aufmerksamkeit der Augsburger 
Stadtherren, die in der Begeisterung für die modische Kunst der Italianisten 
hinter anderen nicht zurückstellen wollten, auf Gerhard lenken. Entwurf 
und Aufrichtung eines großen Stadtbrunnens wurden ihm anvertraut. In 
den Jahren r58g bis 1594 entstand so der Augustusbrunnen," der Gerhards 
Huibrecht (von Hubertus, dem Bischof von Tongem) mit dem bayrischen Hruprecht (von Rupertus, dem 
Schutzpatron Bayerns). Man nannte den Künstler in Bayern meist nicht Hubert, sondern Ruprechr. Gelegentlich 
tritt dann für Ruprecht sogar die französische Form Robert auf. 
' Ursprünglich hatte der aus Florenz über Innsbruck berufene Carlo Pallago ("Carlo Ballas") den Auftrag 
erhalten. Der nach seinen Modellen von Jeremias Reisinger ausgeführte Guß mißlang aher. 
l" Schon hier taucht das Märchen von der Bete gung Pieter Candids an den künstlerischen Arbeiten 
Gerhards auf, das schon durch die vor der Ankunft Candids (r586) in Kirchheim entstandenen Werke hinreichend 
widerlegt wird. Paul Ree hat in seinem wichtigen Buche über Candid (Leipzig 1885) den Maler auch als Plastiker 
hinzustellen versucht. Er beruft sich dabei auf eine Stelle van Manders, der erzählt, daß Candid auch gut in 
Ton bossiere, was ihm beim Malen von großem Vorteil sei. Diese Bemerkung Manders weist aber doch 
offenbar nur auf die in italienischen Malerateliers seit alters geübte, auch Candid geläufige Praxis hin, größere 
Figurenkompositionen zur besseren Beurteilung der Wirkung vor der Ausführung in Ton zu modellieren (vgl. 
darüber von Schlosser im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses", 
XXXI, Seite ru Hi), kann aber nicht als Beweis für die behauptete Betätigung Candids als Bildhauer bewertet 
werden, die auch von der neueren Forschung zurückgewiesen wird. Vgl. Bassermann-jordan, „Die dekorative 
Malerei am bayrischen Hofe", München rgoo. Seite 163; Lill, a. a. O. Seite 117, Anmerkung 11; Riezler, 
„Geschichte Bayerns", VI, München 1903, Seite 495, und Baum in „Thiemes Kiinstlerlexikon", V (r911), 
Seite 494.
	        
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