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Dennoch kann selbst ein Wendel Dietterlin, dessen von krauser Phantasie
überwucherte Architekturentwürfe so großen Einfluß auf die damalige
Zeit ausübten, sich dem Eindruck dieser Kunst nicht entziehen. Unter den
Entwürfen seiner 1598 erschienenen Architectura sind einige (Fol. 122 und
123) offenbar nach Gerhards Brunnen entstanden, wenn auch in Dietterlins
Geschmack umgemodelt. '
Der Augustusbrunnen geht in seiner Anlage auf den in Florenz aus-
gebildeten Typus des Barockbrunnens zurück. Hier, an Ammanatis 1575
vollendetem Neptunsbrunnen, finden sich auch jene auf den Rand der
Brunnenschale gelagerten
Bronzetiguren von Was-
sergöttem, die fast mit
dem Beschauer in unmittel-
baren Konnex treten, ein
schon ganz barocker Ge-
danke. Den mittleren Auf-
bau des Brunnens krönt
in Augsburg statt des
üblichen Beherrschers der
Fluten die 2'], Meter
hohe Bronzestatue des an-
geblichen Stadtgründers
Augustus. Der Kaiser ist
nach dem Vorbild antiker
Imperatorenbilder mit er- w
hobener Rechten in der
zeremoniellen Haltung der
Adlocutio dargestellt. In-
dem Gerhard so mit dem
Brunnen den Denkmalsge-
danken verknüpft, verzich-
tet er auf die das Ganze be-
herrschende zentrale Idee,
wie sie dem Gefühle des
Barocks entsprechen wür-
de. Die reife Barockkunst
würde die einzelnen Fi-
guren, auf denen bei Ger-
hard doch immer noch der
Schwerpunkt der künstle-
rischen Wirkung beruht,
zugunsten eines überge-
ordneten Zentrums mehr
_ Abb. g. Hubert Gerhard, Standartenträger am Ludwigsgrab in der
zurücktreten lassen. Diese Frauenkirche zu München