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die vier Ritter am Grabmal Kaiser Ludwigs in der Frauenkirche (Abb. 6) als
„Wächter" verwendet wurden; unter den zwei „großen Weibsbildern"
könnte man die auf dem Ludwigsgrab sitzenden allegorischen Gestalten der
Weisheit und Tapferkeit vermuten.
Die effektvolle,Kolossalgruppe des Erzengels Michael im Kampfe mit
Luzifer an der Fassade (Abb. 7), die als Werk Gerhards anderweitig gut
beglaubigt istf erwähnt Fröschel nicht. Sie bildet gewissermaßen außen ein
plastisches Gegenstück zu dem riesigen Altargemälde des Christoph Schwarz
im Innern der Kirche. Beide Erzengel, schlanke, hochaufgeschossene Gestalten
im Geschmack jener Zeit, gleichen sich hinsichtlich der Körperbildung und
der herabwallenden faltenreichen Gewandung. Während aber der Maler Engel
und Teufel durch einen weiten Raum scheidet, muß der Bildhauer, wenn er
nicht die Gruppe zerreißen will, beide Gestalten in körperliche Berührung
miteinander bringen. So steht bei Gerhard St. Michael mit beiden Fiißen auf
Leib und Brust des bockfüßigen Unholdes, der mit dem rechten Arm die Lanze
zurückzustoßen sucht. Eine andere Lösung versucht rund 15 Jahre später
der ganz italianisierte
Hans Reichel an der
Fassade des Augsbur-
ger Zeughauses. Hier
tritt der Engel, als
wenn er soeben aus
der Luft herabgefahren
wäre, nur mit einem
Fuß auf den nieder-
geschmetterten Satan
und schwingt hoch in
derRechten einSchwert.
i" 1588 erhielt der Gießer
Martin Frey als Gießerlohn für
das Bild des St. Michael an der Je-
suitenkirche 300 Gulden: Westen-
rieder, a. a. 0., Seite x01; vgl.
Zonrnann im „Münchner jahr-
buch für bildende Kunst", 1910,
Seite 9x, Anmerkung 53. Die
Zahlung für das Formen und Ver-
schneiden des St. Michaelis-Bil-
des an Hubert Gerhard im Be-
trage von 80a Gulden wird in
einer Hofzahlamtsrechnung des
Jahres x59: gebucht: Westen-
rieder, a. a. 0., Seite x09, und
„Mitteilungen der Bayrischen Nu-
rnismatischen GesellschafFßXlX,
1900. Seite 35. - Auf dem Stich
des Lukas Kilian nach einer will-
kiirlichenZeichnungCandidswird
die Gruppe als „opus ex aere
Hubert Gerardi Holland." be-
Abb. x6. Pieta von Hubert Gerhard, gestochen von Jan Sadeler zeichnet.