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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 3 und 4)

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lerische Temperament der 
kleinen Bronze in letzter Linie 
auf Michelangelo zurück, eben- 
so wie die beiden „Tugenden" 
des Porta von den Liege- 
figuren Michelangelos auf den 
Mediceer-Gräbern abzuleiten 
sind. Nach Burkhards „Cice- 
rone" (II. r. 2., g. Auflage, Seite 
554) befinden sich übrigens 
im großen Saale des Palazzo 
Famese noch zwei weitere 
Figuren dieser Art von der 
Hand des Guglielmo della 
Porta, die gleichfalls ursprüng- 
lich für das Grabmal des 
Papstes bestimmt waren; sie 
müßten auch mit der Bronze- 
iigur zu Prag verglichen wer- 
den, die wir ebenfalls wohl 
als eine Tugendgestalt, und 
zwar als eine „Caritas" anzu- 
sehen haben. Was die kleine 
Bronzegruppe an Unmittelbar- 
keit und natürlicher, reizvoller 
Schlichtheit vor den großen 
Liegefiguren des Porta voraus 
hat, ist durch ihren näheren 
Zusammenhang mit der Natur 
erklärt. 
Abb. 4. Holzrelief nach Lucas van Leyden, x5z4 (Galerie des Denn Während die gfoßen 
6mm Nom" i" h") Liegefiguren des Grabmals 
unter dem mächtigen Drucke Michelangelos „eine klassisch idealisierende 
Abprägung" erhalten haben, wie A. E. Brinckmann treffend gesagt hat, ruht 
die schöne kleine Bronze als direktes Aktrnodell auf der sicheren Linie der 
frischen und einfachen Natürlichkeit. 
Sehr beachtenswert ist ein Buchsrelief in einem wohl nicht viel später 
geschnitzten Rahmen aus Pappelholz (Abb. 4, Aufnahme in Originalgröße), 
das auf der Rückseite in alter Tinte folgende Aufschrift trägt: „Idolino fatto 
da luca de Leiden nel 1524". Wir erblicken auf einem profilierten vierseitigen 
Postament, das die Jahreszahl 1524 in arabischen Ziffern trägt, einen auf 
einer Muschel sitzenden, nach links gewendeten nackten, kräftigen, hart- 
losen Mann, der in der Linken einen skelettierten Tierkopf und in der 
Rechten ein gewundenes gotisches Zepter hält; die langen Haare sind
	        
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