MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 5, 6 und 7)

Sie arbeitet an großen und neuen Problemen, die für jede Generation aus ihrer eigensten 
Mission erwachsen, will aber auch das von den früheren Generationen Geleistete als Unter- 
grund und Piedestal zum Aufstieg werten. Eine Rückkehr zur strengen Gebundenheit älterer 
und ältester Epochen, eine Abkehr von Naturalismus, Impressionismus, ein Suchen nach 
innigem, gläubigem, geschlossenem Ausdruck innerer Bewegungen. „Auf jedes kleinlich 
dekorative oder naturalistische Bedürfnis völlig verzichten zu lernen und alles Wollen dem 
einzigen Ziele der letzten, überindividuellen architektonischen Einheit des Kunstwerkes 
unterzuordnen", ist ihr Bestreben. „Zu dieser Verwirklichung des gotischen Ideals" mußte 
auch die repräsentative, formenstrenge Kunst anderer Völker und Zeiten Lehrrneisterin 
werden, die Kunst des fernen Ostens, Ägyptens, Assyriens, Byzanz. 
Mit diesem Programm und Bewegungsziel ist allerdings nicht bloß das Streben dieser 
kleinen Gruppe gekennzeichnet. Es enthält ja im wesentlichen dasjenige, was schon seit 
längerer Zeit in allen vorwärtsdrängenden Künstlergemeinden vom Westen bis zum Osten 
Europas am Werke ist und in den mannigfaltigsten Erscheinungsformen zeitweilig her- 
Vortritt. 
Man fühlt in den tonfeinen ruhigen Landschaften aus der Provence, die Richard 
Dillenz brachte, die helle, durchleuchtete und großformige Naturanschauung, welche die 
französische Malkultur der letzten Generation zur Vorbedingung hat. Ebenso ist die farbige, 
breite und schwere Art, mit der die Damen I-I. Funke und K. Zirner Porträt und Figurenbild 
vortragen, westlichen Ursprungs. Enger schließt sich an alte deutsche Innigkeit die intime 
Porträtkunst von Janina Großmann an, die sich zu äußerster Vereinfachung und edler 
Schlichtheit durchgerungen hat. 
Graphische Arbeiten von starker konzentrierter Ausdrucksfähigkeit bringt F. Feigl 
insbesondere in seinen Dostojewski-Blättern, während die Phantastik Kubins weit weniger 
zu diesem Programm zu stimmen vermag. 
In vielen Bildern und Blättern liegt mehr noch das Bedürfnis nach Anschluß als die 
Sicherheit einer neuen, über diesen hinausgehenden Selbständigkeit. Aber Ernst und 
Empfindung, Strenge und Warmblütigkeit sind gute Empfehlungen für ein künstlerisches 
Streben, das sich zum Aufstieg anschickt. Welche I-Iöhe diese „Bewegung" zu erreichen ver- 
mag, wird von der Stärke der Begabungen und der Kraft ihrer Überzeugung und ihres 
Glaubens bestimmt werden. Dieses erste Auftreten vor der Öffentlichkeit kann nur sym- 
pathisch begrüßt werden. 
ALM 8l GÜLDMANN. SCHVVEDISCHE GRAPHIK. Die kleine Sammlung 
schwedischer Graphik, die Halm 8c Goldmann vereinigte, übte die wohltuende 
Wirkung aus, die heute mehr wie jemals ein willkommener Besuch aus der Fremde uns 
bietet. Wohl sind viele der Gäste früher oft bei uns erschienen und darum wohlbekannt 
und geschätzt, wie der breite und sinnenfrohe A. Zorn, der humorvolle Carl Larsson, 
der ernste Ferdinand Boberg, sie spiegeln die handfeste, genußfrohe Art der heiteren 
schwedischen Natur. Dazu kamen jüngere, nervenfeinere Radierer wie Axel Friedell, 
porträttüchtige Zeichner wie Gustav Magnusson, Egil Schwab, dann kraftvolle Holz- 
schneider wie I-Ijalmar Sträät und noch manche tüchtige Hand, die Lithographie, Linoleum- 
schnitt und den Tuschpinsel beherrschen. 
Kenntnis der guten Arbeiten anderer Länder und wacker zugreifende Art des eigenen 
sonnigen und doch ernsten Temperaments kennzeichneten diese Auswahl, die uns wieder 
ein Fenster öffnete in eine weitere Welt, aus der uns die Schwere der Zeiten ausgeschlossen 
hat. Mangel an Dilettantisrnus machte sie sympathisch und die selbstfrohe Lebenskunst 
des Nordens leuchtete erfrischend aus diesen mannigfaltigen Blättern und Blättchen. 
QFRAT LEISCHING ÜBER KAÜNITZ. Es ist ein erfreuliches Zeichen 
des wachsenden Selbstbewußtseins und der zunehmenden Selbsterkenntnis, daß 
unserer heimischen Kunstentwicklung immer mehr Interesse zugewendet wird. So sonder-
	        
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