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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 5, 6 und 7)

wird, die zu Hause verfertigten Messingplättl daselbst im Münzamt zu 
prägen und sodann nach seiner Gelegenheit zu verkaufen." 
Nun kommen wir zu einem sehr geschickten Meister, dem Silberarbeiter 
Anton Römmer. Er war der Sohn des Organisten Anton Römmer zu 
St. Stephan in Wien, verheiratete sich im Jahre 1742 in Graz und findet 
sich im Steuerverzeichnisse vom Jahre 1748 unter den unbehausten Bürgern. 
In einem später erwähnten, im Februar 1750 von der Goldschmiedeinnung 
an die I-Iofkammer vorgelegten Verzeichnisse der „Störer und Frötter" 
befand sich auch Römmer, was ihn nötigte, sich nach neunjähriger Meister- 
schaft bei der Innung um die Inkorporation zu bewerben. Nachdem er am 
6. Juni 1751 sein MClStCYStÜCk vorgewiesen, wurde er in den Verband auf- 
genommen und bekleidete vom Jahre 1762 bis 1777 die Würde des Ober- 
vorstehers der Innung. Nach den Innungsbüchern resignierte er im Dezem- 
ber 1777 auf diese Stelle und wurde von da ab nirgends mehr genannt. In 
den Sterbematriken der Stadtpfarre finden wir die Eintragung, daß „am 
14. Juli 1779 der kunstreiche Herr Anton Römmer, bürg. Orgelmacher am 
Gries Nr. 470 im Alter von 54 Jahren" gestorben ist. Vielleicht liegen da 
Schreibfehler vor und haben wir es in Wirklichkeit mit dem Silberarbeiter 
A. Römmer zu tun. Im Grazer Statthaltereiarchive liegen mehrere von 
ihm verfaßte Jahresrechnungen der Goldschmiedeinnung mit seiner eigen- 
händigen Unterschrift. 
Unter den 18 vorgefundenen kirchlichen Arbeiten, die sein Meister- 
zeichen tragen, befinden sich neun Kelche, eine Patene, zwei Monstranzen, 
ein Rauchfaß mit Schiffchen, ein Pazifikale, zwei Meßbücher und ein ganzer 
Altaraufsatz. Das in rotem Plüsch gebundene Missale bei den Karmelitern 
in Graz (Abb. 15, 16) mit den Maßen 25 zu 361,1, Zentimeter ist mit schön 
getriebenen silbernen Ecken, einem Mittelstück und zwei Schließenteilen auf 
beiden Einbandseiten beschlagen. Die einzelnen Beschläge sind durch- 
brochen, mit Rokokoschnörkeln und Blumen geschmückt, die Mittelstücke 
zeigen dreiteilige Bogenarchitektur mit Pfeilern und Blattwulstgehängen, 
welch letztere schon auf den Zopfstil hindeuten. Das vordere Mittelstück 
enthält das Bildnis „Maria Schnee", dem Hochaltarbilde nachgebildet, das 
rückwärtige drei I-Ieiligenfiguren, links Ignatius von Loyola, in der Mitte 
die heilige Theresia und rechts Franz Xaver. Die Ausführung der Figuren 
ist eine sehr sorgfältige. Die Arbeit stammt nach dem Beschauzeichen aus 
dem Jahre 1775. 
Die größte Silberarbeit in Graz und zugleich die großartigste, die wir 
von Anton Römmer besitzen, ist der I-Iauptaltaraufsatz in der geräumigen, 
schönen Mariahilferkirche (Abb. 17). Im Barockstile und fast ganz aus 
weißglänzendem Silber angefertigt, ist er mit dem dahinter aufragenden 
großen Ölgemälde „Fürbitte der Herzogin für die Hungernden und Kranken" 
des italienischen Malers Pietro de Pomis aus dem Jahre 1611 von monu- 
mentaler Wirkung. Reich architektonisch gegliedert erhebt sich der silberne 
Säulenbau mit vergoldeten Kapitälen, Sockelprofilen und Randverzierungen
	        
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