Bügel am oberen Teil der Spille haben dieselbe Gestalt wie die Henkel der
„SchmeckenkrügeW so heißen im Nürnberger Dialekt die Blumenvasen, die
aus Messing annähernd in derselben Form gearbeitet wurden wie ein
Kreussener Steinzeugexemplar des Germanischen Museums. Als ein Meister-
Stück kommt ein Blumenkrug erst 1815 vor. Seit dem Barock ist die ganze
stilistische Entwicklung an diesem Ziergerät zu verfolgen: von den an das
Gansflügelomament derEpitaphien erinnernden noppig gekerbten Handhaben
mit einem jungfernköpfchen (wie am Zwönitzer Luster) bis zu den, Mäander-
ausschnitten der eckigen Empirehenkel. Zu der formellen Übereinstimmung
mit jenen Spillenansätzen kommt noch die technische der losen Einfügung
in einen trapezförmigen kleinen Ausschnitt an der Schulter der Vase, eine
hier unnötige und unpraktische Art der Befestigung, die bei den schweren
Kronleuchtern gewählt wurde, um die Glieder beim Putzen leicht auseinander-
nehmen zu können.
Ein Leuchter in der: Kirche zu Gundorf bei Leipzig (vormals in der
Kirche zu Lengenfeld im Vogtland) „an einem Adler hängend, der den
Evangelisten Johannes trägtm" (also die kirchliche Umwandlung des heid-
nischen Motivs), hat auf der Kugel die Inschrift: IOSEPI-IiBEI-IEM 16gI,wohl
nicht der Künstler, wie das Inventar anzunehmen scheint, sondern der Stifter,
wahrscheinlich ein Nürnberger bürgerlicher Linie wie jener Andreas Beheim,
der 1589 der Kirche in Nieder-Planitz einen Altarleuchter widmete (Abb. 59)."
In demselben Jahre 1691 stiftete nach Bobenneukirchen der aus Deckengrün
stammende Kaufmann Kaspar Degenkolb zu Nürnberg zwei Messingkugel-
leuchter. Der größere ist mit dem Reichsadler, der kleinere mit einer weib-
lichen Figur geschmückt. Eine weibliche Gewandtigur (mit erhobenen
Armen in einem Peristylgehäuseii": stehend) findet sich bei dem er-
wähnten, 1650 gestifteten Luster im Dom St. Peter zu Bautzenrf Von
sonstigen Zieraten, die das Denk-
mälerinventar des Königreiches
Sachsen an Messingkronleuch-
tern aufweist, seien noch die fol-
genden erwähnt: kleine Ritter-
iiguren, wiederum in Nieder-
Planitz (gestiftet wahrscheinlich
1592); drei freie Ritter und drei
Berg(oder Tuch)knappen in der
Katharinenkirche zu Zwickau; an
3' Vgl. „Beschreibende Darstellung der
Bnu- und Kunsrdenkmäler des Königreiches
Sachsen", Band XVI, Seite 50.
"' Mit Erlaubnis der königlich Säch-
sischen Denkmälerkommission reproduziert nach
der Abbildung im Sächsischen Denkmäler-
Inventar.
"H: Ein solches auch in Forchheim.
1' Abgebildet a. a. 0., Band XXXIII,
Sei" 4+ Abb. 66. Bügeleisen, r788 (Sammlung Wallraß)
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