Nr. 10
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Internationale Sammler-Zeitung
Bildwerke des 14. bis 18. Jahrhunderts.
Paul Cassirer und Hugo Helbing versteigern am 24. Mai
um 10 % Uhr in ihren neuen Räumen am Kurfürstendamm
Nr. 208/09 in Berlin die in Interessentenkreisen wegen fhres
Reichtums an Bildwerken aller Perioden rühmlich bekannte
Sammlung Georg Schwarz.
Die deutsche Skulptur ist in der Sammlung reich ver
treten. Besonders bemerkenswert sind die Vollfigur der Ma
donna auf romanischem Thronsessel, die vielleicht noch in die
Zeit vor Zwölfhundert fällt, eine gefaßte freie Figur der Ma
donna aus dem 13. Jahrhundert, der schöne frühgotische
König aus der Sammlung Moll in Frankfurt, die sehr seltene
Darstellung der „Maria im Wochenbett“ in einem großen
Exemplar des 14. Jahrhunderts, das an die ähnliche Dar
stellung des Germanischen Museums in Nürnberg gemahnt.
Vielleicht den stärksten Eindruck unter den deutschen Stücken
vermittelt aber die große dreifigurige Kreuzigungsgruppe des
14. Jahrhunderts, die aus dem Dome zu Worms stammen soll.
Diese drei Figuren dürften als Vorbilder zu einer ganzen Reihe
ähnlicher Darstellungen anzusehen sein, die namentlich in
Frankreich häufig verkommen.
Aus der Blütezeit der deutschen Holzskulptur (15. und
16. Jahrhundert) seien genannt die ungewöhnlich schöne
Madonna des 'l'ilmann Riemenschneider, ein Exemplar
in alter Fassung und noch in dem Original-Sakramentshäus
chen stehend. Das Stück stammt aus Rothenburg und
vertritt die liebenswürdige Kunst des fränkischen Meisters.
Das dramatische Temperament Hans Leinbergers spricht
klar aus der schönen kleinen Kreuzigungsgruppe, und der
große Ulmer Syrlin darf wohl mit Recht als der Urheber der
merkwürdigen bildnishaften Büste des heiligen Georgs in
Anspruch genommen werden.
Interessant sind auch die spätgotischen Tonfiguren der
Sammlung, von denen die eine, ein schlafender Johannes,
zu einer Ölberg-Gruppe gehört, aus der eine zweite Figur im
Kaiser-Friedrich-Museum steht.
Die Spät-Renaissance ist vertreten durch zwei etwas
akademisch wirkende, aber durch ihre Ausführung hochstehende
Aktfiguren des Leonhard Kern.
Aus dem 18. Jahrhundert stammt das interessante Ton-
Modell des Wiener Meisters Sonnenschein aus der Samm
lung Lingner.
Unter den antiken Skulpturen und Bronzen, ist besonders
eine lebensgroße ägyptische Katze aus der Zeit um 500 v. Chr.
hervorzuheben. Auch ein fesselnder ägyptischer Männerkopf
und — etwas für den wirklichen Liebhaber — das Kalkstein
modell einer das Szepter haltenden Königshand sind wichtig.
Als Beispiele griechischer Plastik sind einige reizvolle
Tanagra-Figürchen, ein ganz wundervolles attisches Grab
relief des 4. Jahrhunderts v. Chr. und mehrere hellenistische
Stücke zu nennen. Rom ist besonders durch einen Frauen
kopf aus der Zeit der Republik vertreten.
Die letzte Abteilung der Sammlung, die außerdeutsche
Plastik beginnt mit einer romanischen prächtig gefaßten
französischen Madonnafigur. Zur französischen Gotik gehört
auch die reizvoll bemalte Madonna des 14. Jahrhunderts.
Italien stellt zwei gotische, in ihrer Schlankheit nach Pisa
weisende Leuchterengel. Aus Spanien stammt unter anderem
die voll signierte und datierte, schön gefaßte „Betende Maria“
aus dem Jahre 1447. Aus Belgien schließlich Duquesnoys
Büste des De la Torre in zweifarbigem Marmor.
Die Sammlung wird vom 20. bis 23. Mai ausgestellt.
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Die Porzellansammlung Czermak.
Am 15. Mai findet, wie schon', kurz von ■ uns I schließlich mit Buntmalerei, die Schöpfungen der
gemeldct, in der' Galerie Helbing in München die j Bildhauerei.dagegen fehlen gänzlich.
Fig. 1. Meißen, Kannen und Krug mit Hörold tmalerpi.
Auktion der Porzcllansatnmlung des Münchner Kunst
freundes Czermak statt.
Czermak hat sich in zielbewußter Sicherheit auf
einen besonderen Zweig der Porzellankunst beschränkt,
der heute noch eine stiefmütterliche Behandlung
gegenüber der Porzellanplastik erfährt. Die Sammlung
umfaßt nämlich Gefäßformen und Geräte fast aus-
Zu dem von Dr. Lill verfaßten Katalog hat Direktor
Pazaurek vom Stuttgarter Landesgewerbe-Museum
ein Vorwort geschrieben, in dem er besonders auf die
gute Porzellanmalerei hinweist, die sich keineswegs in
dem so sehr geschätzten und doch mehr schematischen
Staffieren von Figuren erschöpfte. Man merkt es,
sagt Pazaurek, der Sammlung an, daß sie nicht archäo-