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Projektskizze für einen Anbau an die Kunstgewerbeschule von Professor Josef Hoffmann, 1906
mäßiges Verhältnis zur Kunst hatte, die deshalb gerade jenen Kunst-
erscheinungen am fremdesten gegenüberstand, die ihr zeitlich am nächsten
lagen. Heute glauben wir wieder an die Kunst, an unsere Kunst, und gerade
die hohen handwerklichen Leistungen unserer Zeit haben es uns erleichtert,
diesen Glauben wiederzufinden; sie haben unser Gefühl verfeinert, so daß
wir wieder klar und deutlich die jeden Wertvergleich ausschließenden
Wesensunterschiede zwischen Kunst und Handwerk empfinden.
Habe ich vorhin auf den typischen Charakter des Handwerkserzeug-
nisses hingewiesen, auf seine klare Zweckbestimmung, seinen Gebrauchs-
wert, so kommen dergleichen Erwägungen bei dem Kunstwerk überhaupt
gar nicht in Frage. Es ist bei dem Kunstwerk ganz gleichgültig, ob es
typische Elemente enthält oder nicht, ob es zweckhaft ist, ob es irgend-
einen Gebrauchswert hat. ja nicht einmal ein besonders hoher Formwert
ist ein Kriterium des Kunstwerkes. Denn immer wieder muß die Kunst
hohen gewonnenen Formbesitz als Preis für weitere Entwicklungsmöglich-
keiten aufgeben. .
Das Kunstwerk nämlich kommt als Ganzes zur Welt; es wird
erschaffen. Seine Form und sein Geist werden zugleich geboren, sie sind
unlösbar, untrennbar miteinander verbunden und bedingen einander gegen-
seitig. '
Das kunsthandwerkliche Erzeugnis dagegen ist Formveränderung,
Formerhöhung, Formveredlung einer bestehenden, in der Vergangenheit
gewachsenen Formtype; und mag diese Tat noch so genial sein, sie ist
immer nur Umschaffung, nie Erschaffung.
So also ist das Kunstwerk einzig, einmalig, unwiederholbar, unnach-
ahmlich - es ist Geschenk der Gnade.
Das Handwerksgebilde dagegen ist typisch, zweckhaft, wiederholbar -_
es ist nicht Geschenk, sondern adäquater Lohn der Lebensgesinnung.