lnnenhofansicht zu dem Projekte Josef Hoümann
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Nie kann also das Kunstwerk mit seiner eingeborenen Form für hand-
werkliche Zwecke nutzbar gemacht werden, ohne daß unfruchtbare Miß-
gebilde entstehen; nie darf das Kunsthandwerk eingebildeten höheren
Zielen zuliebe dem Typus untreu werden, dessen Form es umschafft, sonst
endet es in Spielerei oder Sinnlosigkeit. Und wie sich das Industrieprodukt
vom Handwerksgebilde unterscheiden muß, ergibt sich aus seiner besonderen
Herstellungsart und aus der möglichen Massenhaftigkeit seines Auftretens
von selbst.
Dies nicht sofort klar erkannt zu haben war das Verhängnis jener
Zeit, der die Kunstgewerbeschule entstammt; deshalb mußten die damaligen
Bestrebungen zur Reform der Gewerbe scheitern; statt Fruchtbarkeit war
Mißwachs die Folge heißen Bemühens.
Und es gab einen anderen gangbaren Weg. Gedenken wir der Reste
gewerblichen Könnens, die zu jener Zeit noch lebendig waren: zum Beispiel
der Möbeltischlerei, die in Wien wie in der Provinz damals noch vorzüglicher
Leistungen fähig war; der Wiener Taschnerei, -der Posarnenterei, des Stoff-
druckes, der Bandweberei, der Wiener I-Ierrenbekleidungsgewerbe, der
böhmischen Glaserzeugung - gedenken wir vor allem des blühenden Gebietes
unserer Volkskunst! Sicher wäre es besser gewesen, diese und andere leben-
dige Fähigkeiten liebevoll und behutsam zu pflegen, statt sie zusammen
mit den wirklich verkommenen Gewerbszweigen auf die gleiche Schulbank
zu setzen. Von diesen Beständen an Eigengut wäre auszugehen und daneben
der eigentliche, besondere Sinn maschineller Arbeit zu erforschen gewesen.
Beides unterblieb und es wurde der kunstgewerbliche Zeichner ausgebildet.
Er hat den damiederliegenden Gewerben nicht aufzuhelfen vermocht und
hat in den lebendigen Zweigen alten Handwerks und in der jungen Industrie
verheerend gewirkt. Lange Arbeit war nötig, um die Spuren seiner Taten
zu verwischen. Sie ist noch heute nicht beendet. Aber er hat sein Wirken