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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

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und kühn lavierte Zeichnung, während die Gruppe des 
Opfers Abrahams nur mit geringen, mit der Feder ge- 
zogenen Umrißlinien doch die Illusion einer feinen und 
sensitiven Stimmung auslöst. 
Einige Zeichnungen des Skizzenbuches stellen große 
Kompositionen dar, die wie Vorstudien für auszuführende 
Gemälde aussehen, vielleicht aber Hilfsmittel für die um- 
fangreichen Altarreliefs, wie die obenerwähnten in San 
Pietro, bilden solltenf" Die Tradition belehrt uns zwar, 
daß Brustolon zuweilen auch gemalt haben soll. Aber der 
bekannte Prozeß des Überwiegens des plastischen Altar- 
pala, wie er sich seit der Bernini-Zeit in Rom entwickelte 
und immer mehr an Herrschaft gewann (Altäre in der 
Superga), bis hinauf auf Mazzas und Torrettis weit- 
gespannten Bronze- und Marmorgemälden, spiegelt sich 
auch hier deutlich wider; den einzigen Unterschied bildet 
eben die Verschiedenheit des Materials, das Andrea an- 
wandte. Zwei von diesen Zeichnungen, eine mit der Taufe 
Christi (Fol. 35), die andere (Fol. 29) mit der Assunta und Abb m Piano Baram 
zwei Heiligen (Abb. 15) (man beachte die raffinierte Pose Ma,mo,s„,ue(vu„d,g: 
und Miene des heiligen Jünglings von Padua) sind wohl S- Sebßsüano) 
eigenhändig," zwei dagegen (es wurde schon früher 
gesagt, daß- nicht alle Blätter des Klebebandes von Brustolon stammenmj 
lassen sich leicht als schwächliche Kopien von fremder Hand feststellen; 
so erkennt man, daß die Zeichnung mit dem Tod der heiligen Scholastika 
eine Kopie nach einem Gemälde Luca Giordanos in Santa Giustinia zu Padua 
ist, die Bartolozzi bei Wagner im Stiche herausgegeben hat. 
Zum Schlusse führt uns die letzte der hier besprochenen Zeichnungen 
(F01. 25 verso) mehr als die übrigen in die Geheimnisse der Brustolon-Bottega 
ein. Wir sehen, daß der zumeist für das Kunstgewerbe arbeitende Meister 
doch noch Interesse und Zeit aufwandte, urn Studien über die Maße und 
Proportionen des menschlichen Kopfes nachzugehen (Abb. I6). 
Die Aufschriften, Notizen, Konzepte, die neben den Zeichnungen und 
auf der Rückseite der Blätter geschrieben stehen, bieten (soweit wir dies 
nicht früher erörterten) nur untergeordnetes Material zur Vermehrung 
unseres Wissens. Auf einem Zettel findet sich das Konzept eines Briefes, 
in dem Andrea einer nicht genannten Persönlichkeit seine Ehrerbietung 
bekundet und als äußeres Zeichen derselben die Bitte anknüpft, ein Kruzifix, 
die Arbeit seiner schwachen Hände („come a piaciuto a Diou) als Widmung 
und Gegenleistung für erwiesene Wohltaten annehmen zu wollen. Die 
 
"f Vgl. den Text des Blattes (Fol. n, a. verso): "In alte vi 'e 1a SS. Trinitä, nel mezo S. Tadeo Pontefnce 
cioe Paradiso, nel basso il Purgatorio . . . . . ", der die Beschreibung eines solchen Reliefs gibt. 
H Wahrscheinlich lagen Stiche als Vorbild vor (vermutlich eher römischer als venezianischer Künstler). 
w" Eine Zeichnung mit einem Reiterkopf in einer medaillonförmigen Umrahmung ist mit der Beischrift 
"Rafael inv." als Kopie bezeichnet. 
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