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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

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Stadt wichtige Werke. Im Santo allein stammen drei Arbeiten von seiner 
Hand: das Grabmal des Orazio Secco (1- 1683), ein Marmorpiedestal für einen 
Leuchter in der Grabkapelle des Heiligen, dessen Gegenstück der aus- 
gezeichnete, aus Bassano stammende Bildhauer Orazio Marinalii verfertigte ; 
seine bedeutendste Leistung aber ist der großartige Aufbau des Reliquien- 
altares (il Tesoro), zu dem er im Jahre 1690 die Entwürfe lieferte. Da aber 
Parodi auch kunstgewerbliche Arbeiten übernahm (Spiegeleinfassung im 
Palazzo Bianco, Rahmen für das Porträt der Anna Mancini von Pierre 
Mignard [Suida, Fig. 87]), so wird 
die Frage einer von dieser Seite 
ausstrahlenden Beeinflussung auf 
Brustolon noch zu überprüfen sein. 
Er wird vielleicht, wenn chrono- 
logische Bedenken nicht dagegen 
sprechen, der Vermittler gewesen 
sein -- wenn ein solcher im Hin- 
blick auf die stark von der Bernines- 
ken Kunst durchdrungene Skulptur 
Venedigs überhaupt erforderlich 
war -, der den Abkömmling der 
Belluneser Tischler- und Drechsler- 
familie, der Andrea entstammte, 
mit den Wunderwerken der römi- 
schen Marmorskulptoren bekannt- 
machte. 
Einige Forscher (Selvatico u. A.) 
haben der Meinung Ausdruck ge- 
geben, daß „Andrea von Parodi 
nichts gelernt hätte, weil man bei 
Parodi nichts hätte lernen können". 
Diese Vefkehrte Ansicht, deren Abb. 1a. A.Brustolon,l(opfstudie 
Hintergrund einer veralteten Ver- 
fallsvorstellung der Barockkunst, aus der man willkürlich einige Meister 
(wie hier Brustolon) ausgenommen wissen wollte, wir sofort erkennen, 
Findet keine Entschuldigung in dem Hinweis, daß Fiamingos Werke den 
Bellunesen beeinflußt hätten. Brustolons treffliche Bildungen von Kinder- 
gestalten und Cherubsköpfen bedurften nicht mehr der unmittelbaren Vor- 
aussetzungen jener berühmten Lösungen Fiamingosf" Seitdem diese mit dem 
 
1' Gonzati, a. a. 0., I., 172. - Vgl. Leo Planiscig in den „Amtlichen Berichten aus den königlichen Kunst- 
sammlungen", Berlin, XXXVII, Seite 220. - Tietze, „Zeitschrift für bildende Kunst", 1918. - Über diese Künstler- 
familie finden sich in den Baurechnungen des Archivs Manin in Passeriano zahlreiche Briefe und Zahlungsaus- 
weise für die Ausschmllckung der Scalzi- und jesuitenltirche in Venedig. Signierte Statuen Orazios am Hochaltar 
der Pfarrkirche von Codroipo (Bezirk Udine) (bei Verci nicht erwähnt). 
" Diese Tatsache aber braucht deswegen nicht die Möglichkeit auszuschließen, daß Brustolon vielleicht 
nicht zuweilen Arbeiten Fiamingos beachtet hätte; dies entspräche nur einer allgemeinen Geptiogenheit (vgl. 
Permoser, nach den Forschungen Scherers).
	        
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