sich ein freies Atelier von der Manufaktur los und etablierte sich unter
Direktion des Antonio Gargaglia auf dem Platz S. Maria in Trastevere.
Arbeiten dieses Ateliers haben sich in Rom erhalten.
Klemens XIII. (1758 bis 176g) setzte die Sitte, Teppiche als Geschenke
zu verwenden, fort. Wir finden zahlreiche Folgen erwähnt, doch offenbart
sich immer mehr die Neigung, Gemälde bekannter Künstler wiederzugeben.
Stefano Pozzi führte die Kartons nach Bildern von Baroccio, Maratta,
G_arzi, Salvator Rosa und anderen aus. 1760 verfertigte Ferloni eine Kopie
des Abendmahls von Leonardo da Vinci. Nachfolger Ferlonis wurden 1770
Giuseppe Folli und Felice Cottomai.
Noch unter Pius VI. (r775 bis 1799) entfaltete die Fabrik eine äußerst
rege Tätigkeit, doch stand sie nicht mehr auf ihrer künstlerischen und
technischen Höhe. Wieder herrschen Nachbildungen von Gemälden vor,
ältere Teppiche werden kopiert. In diese Epoche dürften auch die Wand-
teppiche des Thronsaales im Konservatorenpalast fallen mit Darstellungen
aus der römischen Geschichte nach Rubens und Poussin. 1791 erscheint
Filippo Pericoli als Direktor. Figürliche Teppiche werden nicht mehr
angefertigt. Als Marke der Fabrik ist St. Michael in einem einfarbigen
Medaillon festgestellt.
Soviel über die Geschichte dieser bedeutenden römischen Manufaktur,
welche einmal eine ausführliche monographische Behandlung verdienen
würde. Unsere beiden Teppiche haben zum Vorwurf zwei Darstellungen aus
Raffaels Bilderbibel in den Loggien, bekanntlich Arbeiten von Raffaels
Schülern, die diese zum größten Teile auf Gnmd von Skizzen des Meisters
ausgeführt haben. Die Schöpfungsszenen, von denen eine das Vorbild unseres
Teppichs abgegeben hat, rühren von Giulio Romano her. Die Teppich-
darstellungen sind weit größer gehalten als die Zierbilder im Kuppelraum
der Loggienarkaden. Überlebensgroß erscheinen die Figuren. Auch das
Format hat eine Änderung erfahren. Während die Loggienbilder Breit-
Schöpfungen sind, haben die Teppiche Hochformat. Dies brachte nicht nur
ein engeres Zusammenrücken der Einzelteile, insbesondere bei der Erschaf-
fung der Tiere, mit sich, sondern bedingte auch zeichnerische Ergänzungen.
So hat der Paradiesesbaum reicheres Geäst nach oben erhalten und dem
Bilde wurde mehr Vordergrund gegeben. Bei der Erschaffung der Tiere
wurde der Himmel höher hinaufgeführt und mit Vögeln belebt, der Vorder-
grund durch hinzugefügte Tierfiguren (Taube und Eidechse) bereichert. Bei
diesem Stück ist noch eine weitergehende Formatänderung eingetreten,
indem das Original, der omamentalen Ausstattung des Kuppelraumes folgend,
als längliches Sechseck gestaltet ist. An den Seiten mußten also dreieckige
Zwickel weggelassen werden. Solche Abweichungen sind bei der Über-
tragung von Originalen in die Bildwirkerei nichts Seltenes." Zumeist war
' Sie finden sich auch bei graphischen Vervielfäldgungen der Zeit. Die Radierungen nach der Bilderbibel
von S. Badalocchio und Cvio. Lanfranchi von x6o7 (Passavant, „RaHaeW, lI, Seite x06 a) geben die Schöpfungs-
szenen auch in Viereckform und enthalten Weglasaungen und Veränderungen.